Pehlewi

[538] Pehlewi oder Pahlawi (Mittelpersisch), die Sprache Irans in dem zwischen dem altpersischen Reich der Achämeniden und der Eroberung des Landes durch die Mohammedaner liegenden Zeitraum, namentlich in der Zeit der Sasaniden (3.–7. Jahrh. n. Chr.). Die Beurteilung der Sprache ist außerordentlich erschwert durch die eigentümliche Art ihrer Auszeichnung. Während man früher das P. für eine Mischsprache hielt, die durch Mischung von semitischen und iranischen Bestandteilen zustande kam, erklärt sie Salemann für echt iranisch, indem er alle semitischen Elemente als eine Mischung semitischer Ideogramme mit iranischen Elementen ansieht: das Mittelpersische wurde nicht so gesprochen, wie man es schrieb. Schon die Parsen selbst haben des leichtern Verständnisses wegen den Versuch gemacht, Pehlewitexte in rein iranischen Wörtern zu umschreiben: das ist das sogen. Pāzend (in Awestaschrift) oder Pārsi (in arabischer Schrift). Die nur gelesenen, aber nicht gesprochenen semitischen Elemente wurden Huzwāresch (Uzwārisch) genannt, eine Bezeichnung, die manchmal überhaupt auf das P. angewendet wird. Grammatiken des P. lieferten HaugEssays on [538] the Pahlavi language«, Lond. 1870) und Salemann (im »Grundriß der iranischen Philologie« von Geiger und Kuhn, Bd. 1, S. 249 ff., Straßb. 1901). Vgl. Iranische Sprachen. – Die mittelpersische Literatur reicht, wenn man die Münzaufschriften berücksichtigt, bis in das 4. Jahrh. v. Chr. zurück. Historisch bedeutsame Inschriften auf Felswänden, zum Teil mit griechischer Übersetzung, existieren von den ältesten Sasaniden (3. Jahrh. n. Chr.). Die eigentliche Literatur besteht teils aus Übersetzungen des Zendavesta, teils aus theologischen Werken, die zu den wichtigsten Quellen für die Geschichte der durch ihr hohes Alter und ihre reine Moral so interessanten zoroastrischen Religion gehören, zum kleinsten Teil aus weltlichen Werken, über Sitten und Gebräuche, das Schachspiel etc. Die Übersetzungen mögen etwa dem 5. oder 6. Jahrh. angehören, die andern Werke sind jünger und fallen wohl meist schon in die mohammedanische Epoche, als das P. aufgehört hatte, die herrschende Sprache Irans zu sein. Die wichtigsten Pehlewiwerke sind in das Englische übersetzt von dem Engländer E. W. West in den von Max Müller herausgegebenen »Sacred Books of the East«, so der die ganze zoroastrische Religionslehre umfassende »Bundehesch«, der »Bahman-Jascht« und andre Werke. Der nämliche Gelehrte gab zusammen mit Haug das die Himmel- und Höllenfahrt eines Parsenpriesters beschreibende, oft an Dante erinnernde Buch von Arda Viraf in Text und Übersetzung heraus (Lond. 1872; franz. Übersetzung von Barthélemy, Par. 1887) und veröffentlichte eine Übersicht über die Pehlewiliteratur in den Sitzungsberichten der königlich bayrischen Akademie 1888 und in dem genannten »Grundriß der iranischen Philologie«, Bd. 2, S. 75 ff. (Straßb. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 538-539.
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