Menelāos

[597] Menelāos, 1) im griech. Mythus Sohn des Atreus, floh, von Thyestes aus Mykenä vertrieben, mit seinem jüngern Bruder, Agamemnon, nach Sparta zu König Tyndareos, heiratete dessen Tochter Helena und erbte nach dem Tode seiner Schwäger Kastor und Pollux das Reich.

Menelaos mit dem Leichnam des Patroklos (Florenz).
Menelaos mit dem Leichnam des Patroklos (Florenz).

Als Paris Helena entführt hatte, zog M. mit Odysseus nach Troja, um die Zurückgabe zu fordern und bot abgewiesen die griechischen Fürsten zum Zuge gegen Troja auf. Er selbst stellte dazu 60 Schiffe und war unter dem Schutze der Hera und Athene einer der tapfersten Kämpfer. Er besiegte Paris im Zweikampf, schirmte den Leichnam des Patroklos und trug ihn aus der Schlacht; auch war er mit im hölzernen Pferde. Nach Trojas Fall segelte er gleich mit Helena ab, ward aber am Vorgebirge Malea durch einen Sturm mit fünf Schiffen nach Ägypten verschlagen und langte erst nach achtjährigen Irrfahrten bei den Völkern im Osten in der Heimat an. Sein und Helenas einziges Kind ist Hermione (s. d.). Man zeigte beider Grab zu Therapnä, wo er auch ein Heiligtum hatte. Antike Kopien einer herrlichen Marmorgruppe aus guter griechischer Zeit, M. und den toten Patroklos (nach andern: Aias mit dem Leichnam Achills) darstellend, befinden sich in der Loggia de' Lanzi in Florenz (s. Abbildung), im Vatikan zu Rom und anderwärts (vgl. auch Pasquino).

2) Bildhauer in Rom, dem Zeitalter des Augustus angehörig, Schüler des Stephanos. Sein Werk ist die herrliche, von O. Jahn auf Merope und Äpytos, von Winckelmann als Orest und Elektra, von Flasch als Orest und Iphigenia gedeutete Marmorgruppe in der Villa Ludovisi zu Rom. Vgl. Kekule, Die Gruppe des Künstlers M. (Leipz. 1870).

3) Mathematiker aus Alexandria, lebte um 98 n. Chr. in Rom. Von ihm sind drei Bücher »Sphaerica« (über Kugelgeometrie) in arabischer und hebräischer Übersetzung erhalten (in lateinischer Übersetzung hrsg. von Halley, Oxf. 1758). Vgl. Björnbo, Studien über SphärikAbhandlungen zur Geschichte der mathematischen Wissenschaften«, Heft 14, Leipz. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 597.
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