Gräb

[193] Gräb, Karl, Maler, geb. 18. März 1816 in Berlin, gest. daselbst 8. April 1884, erlernte die Theaterdekorationsmalerei bei dem Hofmaler I. Gerst in Berlin, besuchte daneben jedoch auch die Akademie. 1838 als Theatermaler am Königsstädtischen Theater angestellt, gab er nach 14 Monaten diese Stellung auf und bereiste die Schweiz, Südfrankreich, die Pyrenäen, Italien und Sizilien, von wo er 1843 zurückkehrte. Mit Gerst führte er dann das Atelier gemeinsam, wendete sich jedoch bald ganz der Staffeleimalerei zu, die Landschaft und mit besonderer Vorliebe das Architekturstück, in erster Linie das architektonische Innenbild pflegend. Im Anfang der 1850er Jahre schuf er im Neuen Museum zu Berlin zwei Wandgemälde mit Rekonstruktionen des alten Athen und Olympia. Um dieselbe Zeit führte er im Auftrag des Königspaares eine Sammlung von 94 Ansichten aus Stolzenfels, Potsdam und Umgebung, Charlottenburg etc. in der damals noch wenig, aber von ihm mit großer Meisterschaft geübten Aquarelltechnik aus. 1854 erhielt er die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung. Seit 1851 Hofmaler, wurde er 1855 zum Professor ernannt. G. war der hervorragendste Architekturmaler,[193] den die deutsche Kunst bis jetzt besessen. Mit einer liefen Kenntnis der Perspektive verband er ein gründliches architektonisches Wissen, große Kraft und Tiefe der Farbe, die Kunst einer seinen Beleuchtung und die Fähigkeit, trotz der peinlichsten Treue in der Wiedergabe aller Details stets den Eindruck des Großartigen zu erreichen. Seine Hauptwerke sind: Kreuzgang im Dom zu Regensburg (1853), im Chor des Doms zu Halberstadt (1854, Berlin, Galerie Ravené), Hof mit der Kapelle Pazzi an Santa Croce in Florenz (1858), die Gräber der Scaliger in Verona (1859), Gräber der Familie Mansfeld in der Andreaskirche zu Eisleben (1860, Berliner Nationalgalerie), die Gräber der Herzoge und Grafen von Württemberg im Chor der Georgenkirche zu Tübingen (1866), der Lettner im Dom zu Halberstadt (1870, Berliner Nationalgalerie), in der Liebfrauenkirche zu Arnstadt (1871), im St. Luciusdom zu Chur (1874), die Kanzeln am Dom zu Freiberg in Sachsen (1878) und Kreuzgang am Dom in Würzburg (1883). – Sein Sohn Paul G., geb. 1842 in Berlin, gest. daselbst 5. Jan. 1892, war ebenfalls ein tüchtiger Architektur- und Landschaftsmaler.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 193-194.
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