Istar

[66] Istar, bei den Babyloniern-Assyrern die Göttin des Venussterns, des Morgen- und Abendsterns; als Göttin des Abendsterns auch unter dem Namen Belit (oder Belit ilani, »Herrin der Götter«), d. i. griech. Mylitta, verehrt. Als Göttin des Morgensterns erscheint I. als männlich-tapfere Gottheit, als Göttin des Abendsterns ist Istar-Beltis die üppig sinnliche Göttin der Ruhe in den Armen der Liebe. Ob der Kultus der Göttin Beltis (vgl. Herodot I, 199) der gleich unzüchtige war wie der der westasiatischen Astarte und der kyprischen Aphrodite, bleibt noch unentschieden. Erech, die »Stadt Anus und Istars«, war die Hauptstätte des Belitkultus in Babylonien. Die kriegerische I. wurde innerhalb Babyloniens hauptsächlich in Agane (unter dem Namen Anunit), innerhalb Assyriens in Arbela (s. d.) verehrt. Im Unterschied von I., der Tochter Anus, kennen die Babylonier auch eine I., Tochter des Mondgottes Sin; doch erscheint der Gott Tammuz (der Adonis der Westsemiten) in der babylonischen Literatur ebensowohl[66] als der Jugendgemahl der Tochter Anus als der Tochter Sins, und I. ist auch in ihrer letztern Eigenschaft die Göttin der Liebe, Zeugung und Geburt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 66-67.
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