Râsi

[607] Râsi (Razi, lat. Rhases, Rasis, auch Abubater, Albubeter, Bubikir), mit vollständigem Namen Abu Bekr Mohammeder-R., der bedeutendste mohammedanische Arzt und vielleicht das größte medizinische Genie des Mittelalters überhaupt, geb. um 850 in der persischen Stadt Rai (daher der Name R.), gest. zwischen 911 und 932, kam nach seinem 30. Lebensjahre nach Bagdad, wo er sich, bis dahin nur als Sänger und Zitherspieler bekannt, der Medizin zuwandte, wurde Direktor des Krankenhauses in Rai und später in Bagdad. Er bestrebte sich, nicht nur die Ansichten der griechischen und syrischen Ärzte zusammenzufassen, sondern sie auch durch eigne Erfahrung am Krankenbett zu ergänzen, wo es sich um neue Krankheiten (wie Pocken u. dgl.) handelte. Seiner in dieses Gebiet einschlagenden Hauptschrift, gewöhnlich »De variolis et morbillis« genannt, wird noch von neuern Ärzten viel Gutes nachgesagt (arab.-lat von Channing, Lond. 1766; engl. von Green hill, das. 1848). Sein Ansehen im Mittelalter verdankt er hauptsächlich dem nach seinem Tode von seinen Schülern in unvollendeter Gestalt herausgegebenen »al-Hâwî«, lat. »Liber continentis« (unter diesem Titel seit 1486 oft lateinisch gedruckt), einem riesigen Kompendium der praktischen Medizin, das die Spätern, namentlich Avicenna, fleißig ausgeschrieben haben. R. hat den arabischen Literarhistorikern zufolge 201 verschiedene Werke verfaßt. Besondern Ruhm[607] genießt darunter noch sein »al-Manssûrî« (arab. franz. hrsg. von de Koning in »Trois traités d'anatomie arabes«, Leiden 1903). Vgl. noch seinen »Traité sur le calcul dans les reins et dans la vessie« (gleichfalls arab.-franz. von de Koning, Leiden 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 607-608.
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