213. Mozarteum.

[393] Wien 28. Dez. 1782.

Ich muß in größter Eile schreiben, weil es schon halb 6 Uhr ist und ich mir um 6 Uhr Leute herbestellt habe um eine kleine Musik zu machen. Ueberhaupt habe ich soviel zu thun, daß ich oft nicht weiß wo mir der Kopf steht. Der ganze Vormittag bis 2 Uhr geht mit Lectionen herum, dann essen wir, nach Tisch muß ich doch eine kleine Stunde meinem armen Magen zur Digestion vergönnen; dann ist der einzige Abend wo ich etwas schreiben kann und der ist nicht sicher, weil ich öfters zu Academien gebeten werde. Nun fehlen noch 2 Concerte zu den Subscriptionsconcerten. Die Concerte sind eben das Mittelding zwischen zu schwer und zu leicht, sind sehr brillant, angenehm in die Ohren, natürlich, ohne in das Leere zu fallen; hie und da können auch Kenner allein Satisfaction erhalten, doch so daß die Nichtkenner damit zufrieden sein müssen ohne zu wissen warum. – Ich theile Billetter aus gegen baare 6 Ducaten. – Nun vollende ich auch den Clavierauszug meiner Oper, welcher im Stich herauskommen wird, und zugleich arbeite ich an einer Sache, welche sehr schwer ist, das ist an einem Bardengesang vom Denis über Gibraltar [vgl. S. 388]. Das ist aber ein Geheimniß, denn eine ungarische Dame will dem Denis diese Ehre erweisen. – Die Ode ist erhaben, schön, alles was Sie wollen, allein zu übertrieben schwülstig für meine seine Ohren [Jahn III, 334]. Aber was wollen Sie! – Das Mittelding, das Wahre in[393] allen Sachen kennt und schätzt man jetzt nimmer; um Beifall zu erhalten, muß man Sachen schreiben, die so verständlich sind, daß es ein Fiacre nachsingen könnte, oder so unverständlich, daß es ihnen, eben weil es kein vernünftiger Mensch verstehen kann, gerade eben deswegen gefällt. – Es ist nicht dieses was ich mit Ihnen sprechen wollte, sondern ich hätte Lust ein Buch, eine kleine musikalische Kritik mit Exempeln zu schreiben, aber n.b. nicht unter meinem Namen. – Hier ist ein Einschluß von der Baronin Waldstädten [Nr. 175 ff.], welche auch befürchtet, es möchte ihr ein 2. Brief liegen bleiben, denn Sie müssen ihren letzten Brief nicht erhalten haben, weil Sie gar keine Meldung davon gethan haben. –

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 393-394.
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