D. Sagen vom Tonrest.

[114] a) Entstehung der Dattelpalme.

Dem Araber gilt die Dattelpalme als ein rechter Segensbaum. Die Früchte werden zu verschiedenen Zeiten reif, die Ernte währt volle zwei bis drei Monate, und während dieser ganzen Zeit essen die ärmeren Volksklassen nichts, als frische Datteln, und später bilden die getrockneten den Hauptteil der Nahrung. Die dankbare Verehrung, mit der die Araber auf den Dattelbaum schauen, spiegelt sich wider in einer alten Sage. Allah, so heißt es, schuf aus dem Überreste des Tons, aus welchem der erste Mensch bereitet war, die Dattelpalme, damit sie ihn ernähren möchte. Ein arabisches Sprichwort lautet: »Ehret Eure Muhme, die Palme.«


  • Literatur: Fr. Warnke, Pflanzen in Sitte, Sage und Geschichte, S. 11. Leipzig 1878.

b) Entstehung des Affen und des Hundes. Siehe S. 120, Anm. 4.

c) Indische Parallele: Entstehung des Elefanten.

Im Satapata Brahmana III, 1, 3, 3 ff. heißt es:


Aditi hatte acht Söhne. Die Götter aber, welche Aditisöhne heißen, sind nur sieben, denn den achten, Mârtânda, brachte sie unausgeboren zur Welt. Es war eine Masse, ebenso hoch wie breit, einige sagen, von der Größe eines Mannes. Da sprachen die Götter, der Aditi Söhne: »Was im Anschluß an uns geboren wurde, das soll nicht verloren gehen. Laßt uns ihn ausbilden.« So bildeten sie ihn denn, wie ein Mensch gebildet ist. Aus dem Fleisch, das sie übrig ließen (zusammenwarfen), nachdem sie ihn zugeschnitten hatten, entstand das behandete Tier (der Elefant). Darum sagt man, man solle sich einen Elefanten nicht schenken lassen, weil derselbe menschlichen Ursprungs sei. Derjenige nun, welchen sie so gebildet hatten, das ist der Aditisohn Vivasvant, und von ihm stammt die Menschheit.


  • Literatur: Hardy, Vedisch-brahmanische Periode d. Rel. d. alten Indiens, S. 131.
Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 114.
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