XIX. Die Grablegung.

[233] 1. Aus Bulgarien.


Der Knoblauch wuchs aus dem Grabe Christi hervor.


  • Literatur: Strauß, Bulgaren S. 76.

2. Aus Rumänien.


Als Maria Magdalena das Grab Christi mit Öl besprengte, kamen Insekten mit blauen Flügeln, tranken das ganze Öl und tauchten auch ihre Flügel hinein, um guten Geruch zu bekommen. Die Heilige aber verwünschte das Tier zur Strafe: der angenehme Geruch solle sich in Gestank verwandeln, daß jedermann sie fliehe. So ist's noch heute: den Gestank der Spanischen Fliege kann niemand ausstehen.


  • Literatur: Marianu, Insectele S. 80.

3. Aus Schlesien.


Als die Freunde Jesu den heiligen Leichnam vom Kreuze herabgenommen, legten sie ihn in der Mutter Schoß, bis man ihn vom Blute gereinigt hatte und ihn begraben konnte. In tiefstem Schmerze saß sie da, die Mutter Gottes, und schaute ihrem geliebten Sohne ins bleiche Antlitz, auf dem der fahle Schein des Todes schwebte. Die ganze Natur trauerte mit ihr, deren Herz ein siebenfa ches Schwert durchdrang.

Die Birke besonders, unter der die Mutter Gottes saß, zeigte das innigste Mitleid. Sie ließ ihre schwanken Äste und Zweige tief herabhängen bis auf den Leichnam des Erlösers.

[233] Seit jener Zeit gab Gott allen Birken dieser Gattung das Merkmal, daß sie ihre Zweige zur Erde herniederbeugen. Auch führen sie von da ab den Namen Trauerbirken.


  • Literatur: Philo vom Walde, Schlesien in Sage und Brauch, S. 87.

4. Wallonische Sage.


Die Grauammer (emberiza miliaria) verriet das Grab Christi durch den Ruf: »Dizo, dizo sis' pír« = dessous, dessous cette pierre.


  • Literatur: Sébillot, Folklore de France 3, 161. Vgl. ob. S. 54, wo Grauammer zu lesen ist.
Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 233-234.
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