Zweiundachtzigste Geschichte

[72] geschah: Rabbi Gamliel, Rabbi Elieser ben Asarje, Rabbi Jehauschue un Rabbi Akiwe, die gingen mit einander über Feld un sie hörten eine große Stimm brummen in des Kaisers Palast zu Rom un sie waren noch hundert un zwanzig Techum Schabbes (Sabbathgrenze, 2000 Ellen weit) weit dervon. Da huben die drei Rabbonim an zu weinen, un Rabbi Akiwe hebt an zu lachen. Da sagten sie zu Rabbi Akiwe: »Warum lachst du?« Da sagt er: »Warum schreiet ihr?« Da sprachen die drei: »Sieh, die dasigen Gojim die neigen sich zu ihren Abgöttern, noch gleichwol sitzen sie friedlich un freudlich. Aber wir Juden sehen, nach Gottes Willen, unser Bethhamikdosch (Tempel) verbrennt. Un wir sind unter Gojim's Füßen, wie sollen wir nit weinen?« Da sprach Rabbi Akiwe: »Derhalben lach ich un bin fröhlich. Ich gedenk also: sieh doch, der Heilige, gelobt sei er, tut ihnen so viel Gutes, um wie viel mehr wird er uns auch tun. Darum hab ich gelacht.«

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 72.
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