Sprichwörter.[253] 146

1. Er möchte seine Fusstapfen verbergen und geht auf dem Schnee.

2. Kein Wind, keine Bewegung in den Bäumen. (Keine Ursache, keine Wirkung.)

3. Schlag einen Feuerstein, so bekommst du Feuer; schlag ihn nicht, so bekommst du nicht einmal Bauch. (Ohne Fleiss kein Preis.)

4. Wenn ein Schaf vorangeht, folgen die übrigen. (Macht des Beispiels.)

5. In der Nähe von faulen Fischen wirst du stinken, in der Nähe von Epidondrum wohlriechen. (Sage mir, mit wem du umgehst etc. oder wer Pech angreift.)

6. Mit einer Hand kann man nicht klatschen.

7. Ein Fuss kann nicht auf zwei Schiffen stehen. (Niemand kann zweien Herren dienen.)

8. Was mit harter Arbeit verdient ist, wird mit Vergnügen verzehrt.

9. 1000 Arbeiter, 1000 Pläne.

10. Aller Anfang ist schwer.[253]

11. Die Katze stiehlt den Reis und der Hund kommt und frisst ihn.

12. Wer kein freundliches Gesicht hat, darf keinen Laden aufmachen.

13. Der Melonenverkäufer erklärt seine Melonen für süss.

14. Wenn keine Fische im Fluss sind, sind die Krabben teuer. (Wird oft auf Kinder angewandt: Wenn keine Söhne da sind, muss man auch mit Töchtern zufrieden sein.)

15. Rechte Wege und volles Mass thun niemandem weh.

16. Verwandt oder nicht verwandt, meine Rüben kosten 300 Cash das Picul.

17. Wenn an einem Ort keine Fische sind, wirf deine Angel an einem anderen aus.

18. Die Schuld drückt auch das schöne Haupt.147

19. Leihe jemandem, der nicht wiederbezahlen will, und er wird dich hassen.

20. Er reifst die Mauer im Osten nieder, um die im Westen auszubessern. (D.h.: Er borgt von dem einen, um den anderen zu bezahlen.)

21. Das Kleid macht den Herrn.

22. Es ist leichter, ein Königreich zu regieren, als eine Familie zu leiten.

23. Ein magerer Hund beschämt seinen Herrn.

24. Misstraust du einem, so nimm ihn nicht in deine Dienste; nimmst du ihn aber in deine Dienste, so misstraue ihm nicht.

25. Ehe du deine Wohnung wählst, prüfe die Nachbarschaft.

26. Besser gute Nachbarn in der Nähe, als Verwandte in der Ferne.

27. Wenn kein Öl in der Lampe ist, wird der Docht unnütz vergeudet. (D.h.: Wenn der Schüler nicht lernen will, ist des Lehrers Mühe umsonst.)

28. Durch Essen überwindet man Hunger, durch Lernen Unwissenheit.

29. Er sucht den Esel und reitet drauf.[254]

30. Er fragt einen Blinden nach dem Wege.

31. Er bringt eine Guitarre in die Mühle und spielt den Ochsen etwas vor. (Perlen vor die Säue.)

32. Er schiesst einen Sperling mit einer Kanone.

33. Er kauft die Katze im Sack.

34. Alles hängt vom Schicksal ab, nichts vom Menschen.

35. Jedes Glas Wein und jedes Stück Fleisch ist dir vom Schicksal zugemessen.

36. Auch gute Schwimmer ertrinken manchmal, auch gute Heiter werden manchmal abgeworfen.

37. Er hat zwei Vögel mit einem Stein getötet. (Zwei Fliegen mit einer Klappe.)

38. Jeder Weg führt nach Peking.

39. Er schmiedet das Eisen, während es heiss ist.

40. Wenn die Melone reif ist fällt sie von selbst ab.

41. Er kommt aus dem Lager des Wolfes in den Bachen des Tigers. (Aus dem Regen in die Traufe.)

42. Es führt kein Weg hinauf zum Himmel, noch eine Thür hinein in die Erde. (D.h. man muss auf der Erde ausharren, es giebt kein Entrinnen vor dem Unglück.)

43. Die Tage der Sorge vergehen langsam, die Tage der Freude schnell.

44. Glücksfälle kommen nie zu Paaren, Unglücksfälle niemals allein.

45. Die beiden Wörter »Friede« und »Ruhe« sind tausend Taels Gold wert.

46. Die Glücklichen wissen nicht, wie die Zeit fliegt. (Dem Glücklichen schlägt keine Stunde.)

47. Die Heuschrecke macht Jagd auf die Grille und weiss nicht, dass der Goldvogel hinter ihr ist.

48. Der Hase stirbt, und der Fuchs trauert.

49. Wein ist ein Entdecker von Geheimnissen.

50. Am Rausch ist nicht der Wein schuld, sondern der Mann.

51. Es ist nicht so ungefährlich den Mund zu öffnen, als ihn geschlossen zu halten.[255]

52. Ein kluger Mann lernt auch aus des Narren Reden.

53. Wenn ein Wort gesprochen ist, kann es das schnellste Pferd nicht einholen.

54. Man gewinnt eine Katze und verliert eine Kuh. (Beim Prozessieren.)

55. Betrüge einen Mandarin, aber beleidige ihn nicht.

56. Tausend Soldaten nicht leichter zu finden, als ein General.

57. Eine gute That sühnt tausend böse.

58. Schmeichelei ist Krankheit, Tadel ist Arznei.

59. Tugend ist die Grundlage des Glückes, Laster der Vorbote des Elendes.

60. Drachen gebären Drachen, und Phönixe brüten Phönixe aus. (Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.)

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 253-256.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Anatol / Anatols Größenwahn

Anatol / Anatols Größenwahn

Anatol, ein »Hypochonder der Liebe«, diskutiert mit seinem Freund Max die Probleme mit seinen jeweiligen Liebschaften. Ist sie treu? Ist es wahre Liebe? Wer trägt Schuld an dem Scheitern? Max rät ihm zu einem Experiment unter Hypnose. »Anatols Größenwahn« ist eine später angehängte Schlußszene.

88 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon