Arabische Mawāwīl aus Syrien.[313] 188
1.

In meinem Herzen schwimmt ein Schiff,

Das Noah dir erbaut,

Und der Geliebten Auge schwimmt,

Von Feuchtigkeit betaut.


Viel Inseln schwimmen in dem Meer,

Das uns jetzt trennt so weit,

Doch deine Lieb' vergess' ich nicht

In alle Ewigkeit.


Denn deine Liebe, die erschloss

Mir aller Wonnen Quell',

Und wenn ich sterbe und mein Leib

Ins Grab gebettet wird,

So send' ich meine Seele dir

Hin auf des Meeres Well'.


2.

Der Jaspis deines Angesichts

Glänzt wie des Mondes Licht,

Und deine Wange leuchtet, dass

Es durch den Schleier bricht.


Es blinkt ein neckisch Schönheitsmal

Auf deinem Lippenpaar;[313]

Erbarme dich, ich bin dein Sklav

Für jetzt und immerdar.


Im Meer der Liebe treibe ich,

Der Wellen Spiel, umher.

O, der du das Getrennte einst,

Vereine mich mit ihr!

Sie ists, nach der mein Herz sich sehnt,

Und keine lieb' ich mehr.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 313-314.
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