XX
54. Der Liebhaber im Kasten.

[167] Vgl. oben p. 158 s. n° 36.


Eine Frau nahm einmal einen Geliebten zu sich, und als sie sich mit ihm unterhielt, kam ihr Mann. Da versteckte sie sofort den Mann in einem Kasten und öffnete die Thür. »Warum wartetest du so lange, ehe du die Thür öffnetest?« fragte der Mann. Da erwiderte sie: »Ein junger Mann war bei mir, und ich amüsierte mich mit ihm.« Der Mann wunderte sich darüber sehr und sagte: »Du lügst!« »Keineswegs«, sagte sie, »wenn du es nicht glaubst, er ist hier im Kasten.« Da sagte er:[167] »Gieb mir den Schlüssel, ich will nachsehen.« Sie gab ihm den Schlüssel in die Hand und rief: »Yâ dest! ich habe gewonnen, yâ dest!«, d.h. wenn man die Brust eines Huhnes isst, findet man einen dünnen Knochen mit zwei Gelenken. Ein jeder fasst nun ein Gelenk und bricht es durch, und zwar gilt die Bedingung, dass, wenn der eine nicht daran denkt, der andere die Wette gewinnt. So lachte die Frau über ihren Mann und ihren Liebhaber und machte sich über beide lustig.1

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Die Erzählung ist nicht klar und die Pointe nicht ersichtlich. Bei EARABSCHAH hat das Paar früher einmal gewettet, und zwar sollte der verlieren, der den Kasten öffnen würde. Wie der Mann nun dabei ist, ihn zu öffnen, ruft die Frau: »Du hast verloren!«

Quelle:
Lidzbarski, Mark (Hg.): Geschichten und Lieder aus den neuaramäischen Handschriften. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1896, S. 167-168.
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