14. Wie Eulenspiegel ein Boot verkauft

[232] Einst machte sich der Eulenspiegel ein Boot aus Ebenholz. Als es fertig war, kamen etliche Händler zu ihm und wollten es kaufen. Nach langem Feilschen und Bieten wurde man endlich handelseinig. Taba erhielt die Kaufsumme, und als das Boot nun übernommen und ausprobiert werden sollte, meinte Taba: »Schön, setzt euch alle hinein, ich will das Boot dann zu Wasser lassen.« Er hatte das Boot nämlich auf einem abschüssigen Felsen an der See gebaut. Sie stiegen alle ins Boot und hielten die Paddeln bereit. Taba nahm die Klötze von dem Boote fort, hieb mit einem Schlag das Haltetau durch, mit dem es an dem Helling festsaß, und sofort schoß das Boot ins Wasser. Doch sank es sogleich unter, – ist Ebenholz doch erheblich schwerer als Wasser, – die Insassen mußten im Meere herumschwimmen, während Taba sich aus dem Staube machte.

Die Hineingefallenen kamen aber endlich wohlbehalten wieder ans Land und gingen auf die Suche nach dem Betrüger. Endlich fanden sie ihn. Er war gerade beim Sagoklopfen. »Ha, also haben wir dich endlich, Taba?« sagten sie. »Ach was,« antwortete er, »ich bin nicht Taba. Taba ist dort hinten beim Sagoklopfen.« – Sie gingen nach seiner Anweisung weiter und fanden auch jemand, der ebenfalls beim Sagoklopfen war. Sie meinten, es wäre Taba und wollten ihm zu Leibe gehen. »Ach was!« sagte der Mann, »ich bin nicht Taba; ihr seid ja beim Taba vorübergekommen, ihr müßt ihn doch gesehen haben.« – Darauf machten sie Kehrt und begaben sich zu dem Manne, der sie auf die falsche Fährte gewiesen hatte. Der hatte sich unterdessen die blutigen Eingeweide einer Wildsau auf den nackten Leib gebunden, einen Speer quer [232] hindurch gesteckt und tat so, als ob er tot wäre. So fanden sie ihn, und es sah aus, als ob er von einem Speer durchbohrt worden und die Eingeweide herausgetreten waren. Seine Verfolger hielten ihn für tot und ließen ihn liegen. Als sie weg waren, machte er sich wieder auf die Beine.

Quelle:
Hambruch, Paul: Malaiische Märchen aus Madagaskar und Insulinde. Jena: Eugen Diederich, 1922, S. 232-233.
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