Die Waldfrau.

[129] Im Adersbacher Walde suchten einst einige Kinder Schwämme. Dabei lachten sie und scherzten sie so laut, daß sie die Waldfrau weckten, die am Ufer des Teiches schlief. Sie erhob sich und gieng auf die Kinder los. Es war eine große starke Frau in grünem Kleide. Die Kinder liefen davon; die Waldfrau aber ergriff ein Kind beim Kopftuche und riß ihm dasselbe vom Kopfe und gieng dann wieder dem Teiche zu. Das Kind weinte und erzählte es daheim der Mutter und diese einem alten Pfarrer. Der sagte, das Kind solle um zwölf Uhr wieder in den Wald gehen und an den nämlichen Ort, dort werde es das Kopftuch zurückerhalten. Das Kind that so, wie der Pfarrer gesagt hatte. Als es aber vor den Wald kam, sah es in demselben ein Wetterleuchten und wollte schon umkehren, da ward die Waldfrau wieder sichtbar, die hielt das Kopftuch in der Hand und rief ihm zu: Hier ist dein Tuch zurück; ein andermal aber schreie nicht im Walde, sonst kann es dir noch das Leben kosten. Darauf war sie verschwunden. – (J. Kraus aus Luschtenitz.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 129-130.
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