Krebsbeutler (Philander cancrivorus)

[561] Die größte Art aller Schupatis und eine der größten Beutelratten überhaupt ist der Krebsbeutler (Philander cancrivorus, Didelphys cancrivora), ein Thier von 40 Centim. Körperlänge, mit fast ebenso langem Schwanze. Sein 8 Centim. langes Stachelhaar ist tief-schwarzbraun, an der Wurzel heller, schmutzig-gelblichweiß; an den Seiten tritt das Gelbe mehr hervor; der Bauch ist bräunlichgelb bis gelblichweiß. Das kurze Haupthaar ist schwarzbraun; über den Augen bis zu den Ohren verläuft eine gelbliche Binde. Die Ohren sind schwarz wie die Pfoten und die Wurzelhälfte des Schwanzes, während dessen Endhälfte weißlich aussieht.

Der Krebsbeutler scheint ziemlich weit, vielleicht über das ganze heiße Amerika verbreitet zu sein und findet sich zahlreich in den Waldungen Brasiliens, am liebsten in der Nähe von Sümpfen, welche ihm Krebse und Krabben liefern. Er lebt fast nur auf den Bäumen und kommt bloß dann auf den Boden herab, wenn er unten jagen will.


Krebsbeutler (Philander cancrivorus). 1/5 natürl. Größe.
Krebsbeutler (Philander cancrivorus). 1/5 natürl. Größe.

Sein vollkommener Rollschwanz macht ihm das Klettern leicht; man sieht ihn in keiner Stellung, ohne daß er sich durch dieses Werkzeug festgemacht hätte, und sobald er zur Ruhe kommt, ist es das erste, was er thut, den langen Rattenschwanz ein paar Mal um den nächsten Zweig zu ringeln und sich so zu versichern. Auf dem Erdboden geht er langsam und schlecht; dennoch weiß er kleinere Säugethiere, Lurche und Kerbthiere sowie namentlich Krebse, sein Lieblingsfutter, zu berücken. In den Bäumen stellt er Vögeln und deren Nestern nach; doch frißt er, wie das Opossum und seine anderen Verwandten, ebenso Früchte. Auch er soll zuweilen die Hühnerhöfe besuchen und dort unter Hühnern und Tauben große Verwüstungen anrichten. Die Jungen des Krebsbeutlers sind während ihrer Kindheit sehr verschieden von den Alten gefärbt. Kurz nach ihrer Geburt vollkommen nackt, erhalten sie, wenn sie so weit erwachsen sind, daß sie den Beutel verlassen können, ein kurzes, seidenweiches Haar von glänzendem Nußbraun, welches erst nach und nach die dunkle, braunschwarze Färbung der Alten annimmt. Alle Berichterstatter stimmen darin überein, daß die aus dem Beutel geschlüpften Thierchen, wie sie sich um ihre Mutter und auf dieser herumbewegen, ein allerliebstes Schauspiel gewähren.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 561-562.
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