Seekröte (Scorpaena porcus)

[60] Die Seekröte (Scorpaena porcus und massiliensis, Cottus massiliensis), ein im Mittelländischen und Atlantischen Meere nicht seltener, hier und da sogar sehr häufig auftretender Fisch, erreicht eine Länge von zwanzig bis fünfundzwanzig Centimeter und ist auf braunem, nach dem Bauche zu rosenröthlich gefärbtem Grunde mit zahlreichen Mar melflecken gezeichnet. In der Rückenflosse zählt man elf harte und neun weiche, in der Brustflosse neun, in der Bauchflosse einen und fünf, in der Afterflosse drei und fünf, in der Schwanzflosse elf Strahlen.

Hinsichtlich der Lebensweise darf auf die eingangs (Seite 55) gegebene Schilderung verwiesen werden, da sich von der Seekröte kaum etwas sagen läßt, was nicht mit dem gezeichneten Bilde übereinstimmen sollte. Die Alten hielten alle Drachenköpfe, und die Seekröte insbesondere, für unbedingt giftig, und noch zu Geßners Zeiten war solche Meinung gang und gäbe. »Diese Fisch werden ohne Gefahr nicht gefangen; denn jrer stich oder verletzung ist gifftig, welches Artzney ist [60] Wermut auß wein getruncken. Item essig und schwefel aufgeschmiert, weiter drei lorbone geknütschet in wein getruncken, item bleyweiß darauff gerieben, darzu salbinen getruncken: aber das ist auch jres fleisch ein Artzney darauffgelegt: item junger knaben Harn damit begossen.« Nach Plinius legte man als Gegenmittel die Leber des Fisches auf die Wunde. Geßner versichert, daß auch die Galle der Drachenköpfe vorzüglich sei, ja »den preiß in der Artzney für all andern Fischgallen« habe; »dann sie ist gewaltig wider die dünckle, finstere, felle vnd flecken der Augen: vertreibt die wertzen, erfült die kallköpff oder abgeflossen haar: in baumwollen gefassen gebraucht, bringt den weibern jr zeit«; selbst das Fleisch, welches man noch gegenwärtig in Italien regelmäßig auf die Märkte bringt, für schmackhaft hält, seiner Zähigkeit wegen aber oft verschmäht, »genossen oder zu äschen gebrent, dieselbig in wein eyngenommen, oder jre stein gepülfert vnd getruncken, ist ein erfahren stück dem grien vnd andern Bresten der blatern vnd nieren«.


Seekröte (Scorpaena porcus). 1/2 natürl. Größe.
Seekröte (Scorpaena porcus). 1/2 natürl. Größe.

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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 60-61.
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