Häsling (Squalius leuciscus)

[294] Kaum minder häufig und wohl noch mehr verbreitet ist der ihm verwandte kleinere Häsling, Heßling, Häsel, Hasel, Nösling, Fasen, Schmerling, Angelfisch, Schnutt, Kraining, Märzling, Urban usw. (Squalius leuciscus, lepusculus, rodens, rostratus, chalybaeus, bearnensis und burdigalensis, Cyprinus leuciscus, simus und lancastriensis, Leuciscus vulgaris, argenteus, rodens, majalis, jaculus, lancastriensis und burdigalensis), unterschieden durch seitlich etwas zusammengedrückten Kopf und Leib, unterständiges, enges Maul, Bildung der Schuppen und Färbung. Auf dem Rücken herrscht ein oft metallisch glänzendes Schwarzblau vor; die Seiten und der Bauch erscheinen bald gelblich, bald weißglänzend; die paarigen Flossen zeigen eine blaßgelbe oder orangerothe, Rücken- und Schwanzflosse eine dunkle Färbung. In der Rückenflosse stehen drei und sieben, in der Brustflosse ein und sechzehn bis siebzehn, in der Bauchflosse [294] zwei und acht, in der Afterflosse drei und acht bis neun, in der Schwanzflosse neunzehn Strahlen. Die Länge übersteigt wohl nur in seltenen Fällen fünfundzwanzig Centimeter.

Das Verbreitungsgebiet des Häslings erstreckt sich über die verschiedenen Flußgebiete Mitteleuropas, einschließlich Großbritanniens, woselbst er, laut Yarrell, nicht selten gefunden wird; auch in Südfrankreich und Italien soll er vorkommen. Er macht, wie sein Verwandter, zwischen fließenden und stehenden Süßgewässern keinen Unterschied, wählt sich die tieferen, ruhigeren Stellen zu seinem Aufenthalte, nährt sich von Würmern und Kerbthieren, jagt namentlich allen auf der Oberfläche des Wassers schwimmenden Fliegen und anderen verunglückten Kerfen eifrig nach, beißt auch fast mit derselben Gier wie die Forelle nach ihnen. Seine Laichzeit, welche sich bei den Milchnern durch häutigen Ausschlag bekundet, fällt in die Monate März und April; die Vermehrung ist sehr bedeutend. Das Fleisch wird nur von Anglern geschätzt, weil sich der Häsling als Köderfisch für die größeren Lachsarten bewährt hat, in der Küche jedoch wenig geachtet. »Im Mayen und Aprilen«, sagt Geßner, »auch im Hew- vnd Brachmonat, sind sie ziemlich gesund vnd gut zu essen. Zu zeiten wachsen Wurm in solchen, die man Nestel nennet, alsdann sollen sie zu der Speiß arg seyn. Winterszeit sind sie mager. Die auß frischen Flüssen sind löblicher, dann die so in den Seen gefangen werden.«


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 294-295.
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