Siebente Familie: Pselaphiden (Pselaphidae)

[56] Die Pselaphiden (Pselaphidae), winzige, manche interessante Seite darbietende Käferchen, die unter Moos, feuchtem Laube, Baumrinde, Steinen und – zwischen Ameisen verborgen leben, bilden eine besondere Familie, welche sich den Staphylinen eng anschließt, weil auch bei ihnen die Flügeldecken viel zu kurz sind, um den Hinterleib in seiner größeren Ausdehnung bedecken zu können; trotzdem wird zwischen ihnen und jenen eine Verwechselung unmöglich. Die Pselaphiden, gedrungen in ihrer Körperform, meist am breitesten gegen die Spitze des Hinterleibes hin, besitzen durchaus nicht die Fähigkeit, diesen emporzurichten oder irgendwie zu bewegen, worin die Staphylinen [56] Meister sind, denn die fünf Ringe, welche ihn zusammensetzen, sind fest mit einander verwachsen. Dafür entschädigen sie sich durch die stetige Bewegung ihrer in der Regel keulenförmigen, perlschnurartigen Fühler und der ein- bis viergliederigen Kiefertaster, welche den meisten lang aus dem Munde heraushängen. Im Gegensatze dazu bleiben die ein-bis zweigliederigen Lippentaster sehr kurz. Von den beiden häutigen Lappen des Unterkiefers wird der äußere bedeutend größer als der innere. An den Füßen zählt man höchstens drei Glieder und diese manchmal kaum, eine oder zwei Klauen am letzten. Des Abends fliegen diejenigen Arten umher, deren Dasein nicht an die Ameisen geknüpft ist; das sommerliche Hochwasser spült sie unfreiwillig mit anderen Leidensgefährten zu hunderten aus ihren Verstecken und treibt sie an sandige Ufer, wo der Sammler von den sonst mühsam zu erlangenden Thierchen unter günstigen Verhältnissen reiche Ernte halten kann.

Die Larven kennt man noch nicht, Käfer dagegen aus allen Erdtheilen, mit Ausschluß Asiens, wo sie jedenfalls von den Sammlern bisher nur übersehen worden sind, da man in den außereuropäischen Ländern immer zuerst nach den größeren, augenfälligeren Formen greift, als nach so unscheinbaren versteckten, durchschnittlich nur 2,25 Millimeter messenden Käferchen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 56-57.
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