Vierpunktiger Aaskäfer (Silpha quadripunctata)

[63] Der vierpunktige Aaskäfer (Silpha quadripunctata) ist die zweite abweichend gefärbte, überdies auch abweichend lebende Art. Sie ist zwar am Körper schwarz, auf der Rückenseite jedoch [63] nur auf der Scheibe des Halsschildes, am Schildchen und in vier runden Fleckchen der Flügeldecken, während die übrige Rückenfläche eine grünlich braungelbe Färbung hat. Die mir nicht bekannte Entwickelung dürfte keine abweichende und wie bei der anderen eine an der Erde zu Stande gekommene sein, dem fertigen Käfer jedoch paßt das Umherlaufen auf Feldern und Wegen und das Verstecken unter Steinen, Erdschollen und faulenden Thieren nicht, er liebt einen romantischeren, einen luftigeren Aufenthalt, verlangt nach frischer, nicht nach abgestandener Fleischspeise. Daher besteigt er Buschwerk, vorherrschend Eichen- und Buchenstangenholz, und sucht die von jenen Laubsorten lebenden Raupen auf, um sie zu verspeisen. Ich habe ihn dergleichen verzehren sehen und ihn alljährlich in ziemlicher Anzahl von Eichenstangen herabgeklopft, während der kleine Kletterlaufkäfer nur in manchen Jahren in seiner Gesellschaft herabstürzte. In dem Betragen beider, sobald sie unten angelangt sind, besteht ein wesentlicher Unterschied. Der Läufer, wie wir bereits wissen, bemüht sich so schnell wie möglich unter der Bodendecke zu verschwinden, der Aaskäfer wendet eine seiner Gattung und vielen anderen Kerfen geläufige List an: er läßt den an sich schon hängenden Kopf noch mehr hängen, zieht die Beine an und bleibt regungslos auf dem Rücken liegen, kurzum, er stellt sich todt; doch ist es ihm weniger Ernst um zähe Durchführung dieser Rolle, und möglicherweise die angegebene Stellung nur die Folge seines ersten Schreckens über den jähen Sturz; denn er bekommt meist sehr bald nachher wieder neues Leben und eilt davon.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 63-64.
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