Sippe: Silphinen

[59] Von der Familie der Aaskäfer (Silphidae oder Silphales) läßt sich wegen der Verschiedenheiten des Körperbaues in einer allgemeinen Schilderung nur aussagen, daß die gewöhnlich elfgliederigen Fühler gegen die Spitze hin allmählich dicker werden oder daselbst einen scharf abgesetzten Endknopf tragen, daß beide Unterkieferlappen deutlich unterscheidbar, hornig oder häutig sind, die Zunge zweilappig und die Flügeldecken meist bis zur Hinterleibsspitze reichen. Durch die frei heraustretenden, kegelförmigen Hüften der vier vorderen Beine und durch die sechs frei [59] beweglichen Bauchringe unterscheiden sich die Aaskäfer von allen anderen fünfzehigen Käfern mit keulenförmigen Fühlhörnern.

Sie finden sich sämmtlich an Thierleichen ein, sei es, um selbst davon zu zehren, sei es, um ihre Eier an dieselben zu legen, und besitzen als Aasfreunde die nichts weniger als liebenswürdige Eigenschaft, einen stinkenden Saft aus dem After oder dem Maule oder aus beiden zugleich von sich zu geben, wenn man sie anfaßt. In Ermangelung jener Leckerbissen gehen sie auch faulenden Pflanzenstoffen nach oder greifen lebende Insekten an, ihresgleichen nicht verschonend. Ihre Bewegungen sind flink und ihr Geruchssinn entschieden sehr entwickelt; denn aus weiter Ferne kommen sie, durch denselben geleitet, dahin geflogen, wo ein todter Vogel, ein verendetes Kaninchen, ein Maulwurf, ein Fischlein u.a. ihren Verwesungsproceß beginnen. Man kennt vierhundertundsechzig Arten, welche überall auf der Erde vertheilt sind, in den gemäßigten Gürteln aber am zahlreichsten vertreten zu sein scheinen.


Heimische Todtengräber nebst Larve vom gemeinen Todtengräber (Necrophorus vespillo), natürl. Größe.
Heimische Todtengräber nebst Larve vom gemeinen Todtengräber (Necrophorus vespillo), natürl. Größe.

Die Larven stimmen in der Lebensweise unter sich und mit den Käfern überein, aber nicht, wie sich bei der Verschiedenheit dieser erwarten läßt, in den äußeren Formen; darum werden wir auf sie bei den vorzuführenden Gattungen zurückkommen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 59-60.
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