Kleines Johanniswürmchen (Lampyris splendidula)

[107] Die kleinere und allgemeiner verbreitete ist das kleine Johanniswürmchen, der gemeine Leuchtkäfer (Lampyris splendidula). Man erkennt das graubraune Männchen leicht an den beiden glasartigen Fensterflecken des Halsschildes, die auch zu einem durchscheinenden Vorderrande verschmelzen können, das weißgelbe Weibchen an den beiden Läppchen hinter dem Halsschilde, die wenigstens eine Andeutung von Flügeldecken geben; überdies ragen bei beiden Geschlechtern die dünnen, sichelförmig gebogenen Kinnbacken hervor. Die wurmförmige Larve hat sechs gespreizte Beine und einen sehr kleinen Kopf, welcher in der Ruhelage nicht sichtbar ist. Alle Körperringe haben so ziemlich gleiche Länge, der letzte kann eine Art von Trichter vorstrecken, bestehend aus zwei ineinander stehenden Kreisen knorpeliger Strahlen, welche durch eine gallertartige Haut mit einander verbunden sind.


Kleines Johanniswürmchen (Lampyris splendidula), 1 Männchen von der Rücken- und Bauchseite, 2 Weibchen, 3 Larve. Großes Johanniswürmchen (L. noctiluca), 4 Männchen, 5 Weibchen, 6 Larve. Nur 1, 2 und 4 vergrößert.
Kleines Johanniswürmchen (Lampyris splendidula), 1 Männchen von der Rücken- und Bauchseite, 2 Weibchen, 3 Larve. Großes Johanniswürmchen (L. noctiluca), 4 Männchen, 5 Weibchen, 6 Larve. Nur 1, 2 und 4 vergrößert.

Diese beiden Strahlenkreise sind ein- und ausziehbar und bilden ein für die Lebensweise nothwendiges Reinigungswerkzeug. Die Larve ernährt sich nämlich von Schnecken und wird dabei durch den von diesen reichlich ausgeschiedenen Schleim und durch anhaftende Erdkrümchen vielfach verunreinigt. Indem sie nun mit dem aufsaugenden Pinsel am Körper hin und her tastet, nimmt sie den Schmutz weg. Diese Beschäftigung mag zu dem Mißverständnisse Anlaß gegeben haben, daß sich das mit der Larve verwechselte Weibchen von seinem eigenen Unrathe ernähre.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 107-108.
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