Handwerker (Cerambyx cerdo)

[167] Der Handwerker (Cerambyx cerdo) stellt den vorigen im verjüngten Maße (2 bis kaum 3 Centimeter) dar, ist gleichfalls schwarz und durch Seidenbehaarung silberschimmernd, aber am Ende der Flügeldecken nicht verschmälert. Indem der »Handwerker« nicht an alte Eichen gebunden ist, hat er eine weitere Verbreitung als der vorige, scheint aber dabei doch bestimmte Oertlichkeiten zu bewohnen. Während er beispielsweise im Saalthale der Naumburger Umgebung alljährlich in größeren Mengen vorkommt, findet er sich wenige Meilen stromabwärts bei Halle gar nicht. In seinem Betragen weicht er von seinem stattlicheren Vetter wesentlich dadurch ab, daß er lebhaft im Sonnenscheine fliegt und die blühenden Sträucher, wie Weißdorn, Schneeball, Hartriegel und andere, aufsucht, um dort mit so und so vielen Süßmäulern aus dem verschiedenartigsten Insektenvolke den Honig zu lecken. Seine Larve zeichnet sich durch eine Reihe von Längsriefen aus, welche die hintere Hälfte der Chitinplatte auf dem Vorderrücken einnehmen. Sie lebt hinter der Rinde und im Holze verschiedener kranken Bäume, wie Eichen, Apfel-, Kirschbäume und anderer. Nördlinger fand sie [167] 1843 ziemlich erwachsen in einem Apfelbaume, erhielt jedoch erst im Mai 1847 den Käfer; er meint, die Trockenheit des Holzes wäre wohl Schuld einer so langsamen Entwickelung gewesen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 167-168.
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