Zimmerbock, Schreiner (Acanthocinus aedilis)

[174] Zu den auffälligsten Erscheinungen unter den heimischen Böcken gehört entschieden der Zimmerbock, Schreiner (Acanthocinus aedilis), zumal das Männchen (Fig. 3) durch die den Körper bis auf das fünffache überragenden und mit Ausschluß ihrer Spitze dunkel geringelten Borstenfühler.


1 Chagrinirter Weber (Lamia textor). 2 Weibchen, 3 Männchen des Zimmerbockes (Acanthocinus aedilis). 4 Großer Pappelbock (Saperda carcharias) auf den Gängen seiner Larve. 5 Aspenbock (Saperda populnea) und die durch seine Larve an der Zitterpappel erzeugten Knoten. Alles natürliche Größe.
1 Chagrinirter Weber (Lamia textor). 2 Weibchen, 3 Männchen des Zimmerbockes (Acanthocinus aedilis). 4 Großer Pappelbock (Saperda carcharias) auf den Gängen seiner Larve. 5 Aspenbock (Saperda populnea) und die durch seine Larve an der Zitterpappel erzeugten Knoten. Alles natürliche Größe.

In der Tracht und Größe des Körpers erinnert er an das Callidium violaceum, namentlich in Ansehung der niedergedrückten und an den Schultern rechteckig vortretenden Flügeldecken, welche etwa doppelt so lang wie zusammen breit, nach hinten beim Weibchen schmäler als beim Männchen und gleich dem übrigen Körper durch dichten Haarfilz grau sind. Körnige Punktirung, Spuren dunkel punktirter Längsrippen und zwei mehr oder weniger deutliche, nackte, daher braune Querbinden zeichnen ihre Oberfläche aus. Die Gattungsmerkmale ergänzen überdies: vom dritten Gliede an gleichlange oder an Länge zunehmende Fühlerglieder, ein queres seitlich in je einen Dorn ausgezogenes Halsschild mit einer Querreihe von vier gelben Punkten auf der vorderen Hälfte, ein beim Weibchen (Fig. 2) in eine lange Legröhre auslaufende Hinterleibsspitze, eine ausgerandete letzte Bauchschuppe beim Männchen und endlich die nach außen geschlossene Gelenkpfanne der Mittelhüften.

Zeitig im Frühjahre erscheint der Zimmerbock angefällten Kieferstämmen oder an deren noch stehenden Wurzelstöcken, tummelt sich mithin auf Schlägen, da seine Larve hinter der Rinde abgestandener Kiefern lebt. Beim Sonnenscheine fliegt er und findet sich daher auch an Klafterholz und stehenden Stämmen. Einige Wochen später ist das Brutgeschäft beendet, bei welchem das Weibchen [174] seine lange Legröhre tief zwischen die Rindenschuppen schiebt, und der Käfer verschwunden, es sei denn, daß vereinzelte Nachzügler, welche als Puppen überwintert haben, noch später zum Vorscheine kommen. Infolge des Aufenthaltes der Larve wird diese mit Bauhölzern in die Häuser verschleppt, so daß auch hier das langfühlerige Thier bisweilen umherspaziert. Neben der genannten Art, welche beiläufig ihren Gattungsnamen vielfach geändert hat (Cerambyx aedilis, Astynomus), leben noch einige weniger gemeine in Europa und in Nordamerika, indem die Gattung eine weitere Verbreitung nicht findet.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 174-175.
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