1. Sippe: Donacinen, Schilfkäfer

[178] Die Blattkäfer (Chrysomelinae), mit etwa zehntausend zum Theil noch ungenügend erforschten Arten von mittelgroßen, meist aber kleineren und sehr kleinen Kerfen, bilden die letzte Familie der Vierzeher. Die schlankeren Formen, bei welchen das Halsschild schmäler als die Flügeldecken ist, lassen sich äußerlich kaum von gewissen Bockkäfern unterscheiden und waren zu Linné's Zeiten auch noch mit ihnen verbunden. Die weit überwiegende Mehrzahl unterscheidet sich jedoch durch den gedrungenen Körperbau wesentlich von ihnen, obschon kein einziges durchgreifendes Unterscheidungsmerkmal angeführt werden kann. Der Kopf sitzt mehr oder weniger tief im Halsschilde, manchmal unter demselben verborgen, trägt faden- oder borstenförmige, ausnahmsweise gekeulte Fühler, welche eine mittlere Länge und elf Glieder zu haben pflegen und je nach ihrer Einlenkungsstelle, ob an den Seiten der Stirn und somit weit aus einander oder auf deren Mitte und beisammen, Sippenunterschiede begründen. Die Augen nehmen die Kopfseite ein, die Kinnbacken enden meist in eine gespaltene Spitze, die Taster sind kurz, die Fußglieder meist an der Sohle filzig, die Klauen häufig gezähnt oder gespalten, das sie tragende Glied von einem tiefen Ausschnitte des vorhergehenden aufgenommen, wie bei den Böcken, und der Hinterleib aus fünf freien Ringen zusammengesetzt. Die vorherrschend bunt gefärbten, oft prächtig metallisch erglänzenden Käfer fressen weiche Pflanzentheile, vorwiegend Blätter, und treten nicht selten in den einzelnen Arten so massenhaft auf, daß sie den Kulturpflanzen bedeutenden Schaden zufügen. Auch ihre Larven ernähren sich von derselben Kost. Sehr viele leben äußerlich und zeichnen sich dann durch dunklere, oft buntere Farben aus, andere bohrend in den weicheren Theilen, nie aber im Holze, wie die meisten Bockkäferlarven, von denen sie nicht nur die Körpertracht, sondern auch die deutlich entwickelten Beine wesentlich unterscheiden. Im übrigen läßt sich von ihnen so wenig wie von den Käfern eine allgemeine Schilderung geben. Chapuis und Candèze vertheilen sie in folgende fünf Gruppen: 1) Gestreckte Larven von weißer Farbe und fast walziger Form, die im Inneren der Wasserpflanzen leben und sich zur Verpuppung ein unter Wasser an die Wurzel der Futterpflanze angeheftetes Gespinst fertigen (Donacia, Haemonia). 2) Larven, welche sich mit ihren Exkrementen bedecken, und zwar längliche, braune, ohne besonderes Werkzeug, um jene zu tragen; zur Verwandlung gehen sie in die Erde (Crioceris und Lema), oder breit eiförmige, die Exkremente auf einem gabelartigen Anhange des letzten Gliedes ansammelnde und sich an Blättern verpuppende (Cassida). 3) Minirende Larven, die insofern von der walzigen Form abweichen, als sie sich nach beiden Enden verdünnen; sie verpuppen sich im Inneren der Pflanze oder in der Erde (Altica), andere leben im Inneren der Blätter, haben aber seitliche Warzen (Hispa). 4) Kurze, dicke und gefärbte Larven, meist durch warzige Nachschieber, Warzen an den Körperseiten und durch das Vermögen ausgezeichnet, einen klebrigen Saft ausfließen zu lassen; sie leben frei auf Blättern und hängen sich zur Verpuppung mit der Leibesspitze an diese auf oder gehen in die Erde (Eumolpen, Chrysomelen, Galerucen). 5) Lichte, gestreckte, ziemlich walzige, aber warzige Larven, die sich hinten hakenförmig umbiegen und in einem Gehäuse aus ihrem Kothe an Pflanzen oder im Inneren der Ameisenhaufen leben und sich an gleichem Orte in diesem Gehäuse verpuppen (Clythriden und Cryptocephaliden).

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 178-179.
Lizenz:
Kategorien: