Neoptolemus (Morpho Neoptolemus)

[360] Die riesigen Morphiden Südamerikas sind Falter von glanzvoller Färbung, welche hoch oben, meist nicht unter sechs Meter Entfernung vom Erdboden in den Lichtungen und breiten Wegen der brasilischen Wälder sich tummeln und dem Beschauer einen überraschenden Anblick gewähren. Wenn die großen Ritter, von welchen früher die Rede war, durch die Straßen der Städte segeln, in die Gärten, ja zum offenen Fenster hineinfliegen, wo sie Blumen erblicken, so lassen sich unsere »trojanischen Helden«, ein prachtvoll blauer Menelaus, oder ein Telemachus, ein Hector mit nur blauem Querbande von matterer Färbung, ein durchaus weißer Morpho Laërtes, auf der Unterseite der Hinterflügel mit der zierlichsten Mosaikarbeit in einer Querreihe gezeichnet, und andere nicht soweit herab und kommen höchstens nach Gewitterregen zur Erde, um ihren Durst zu stillen. Sie alle haben eine Flügelspannung, welche das Maß von 13 bis 18 Centimeter noch übertreffen kann, so daß sie selbst in größerer Entfernung dem Blicke nicht entgehen. Die Männchen aller Morphos haben sehr kleine, pinselähnliche Vorderbeine, beide Geschlechter kurze, dünne Fühler mit schwacher Keule, zusammengedrückte, weit von einander getrennte Taster, welche mit einem kleinen, kegelförmigen Gliede enden, große, nackte Augen und meist am Saume etwas ausgebuchtete Vorderflügel. Der hier abgebildete Neoptolemus (Morpho Neoptolemus) glänzt auf der Oberseite in Azurblau, wie polirtes Metall und spielt in Regenbogenfarben wie Opal, aber mit viel gesättigterer Farbenpracht; rings um den Rand läuft eine schwarze, nach hinten schmäler werdende Einfassung. Die braune Unterseite wird von gelblichgrauen Zeichnungen: Zackenlinien und weiß gekernten Augenflecken in der Weise reichlich verziert, wie sie die Abbildung vergegenwärtigt. – Auch hier schließen sich viele Gattungen an, deren zahlreiche Arten über die Gleichergegenden verbreitet sind.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 360.
Lizenz:
Kategorien: