1. Sippe: Glasflügler, Sefiinen

[375] Die Glasflügler (Sesia) stimmen wenigstens in der Körpertracht und Bildung der Fühler, wie hinsichtlich der an den Hinterflügeln befindlichen Haftborste mit den Schwärmern überein, von denen sie die eben näher geschilderte Lebensweise, das Vorhandensein zweier Punktaugen auf dem Scheitel, die durchaus glashellen Hinterflügel, die in der Regel sehr unvollständig beschuppten, schmalen Vorderflügel wesentlich unterscheiden. Von diesen überaus zierlichen Faltern kennt man etwa sechzig Arten aus Europa, darunter siebenundzwanzig deutsche, außerdem zahlreiche in Amerika. Sie fehlen schwerlich in den übrigen Erdtheilen, es hat aber eine ganz eigenthümliche Bewandtnis mit ihrem Auffinden. Soweit meine Erfahrungen reichen, kriechen die Schmetterlinge, die Puppe halb aus den Schlupfloche mit sich nehmend, in den Morgenstunden zwischen neun und zwölf Uhr aus, sitzen kurze Zeit ruhig am Baumstamme, um vollkommen abzutrocknen, fliegen dann aber lebhaft am Laube umher, um sich zu paaren. Ihr Flug ist ein ungemein leichter, flüchtiger und ihre Bewegung eine hüpfende. Ihre Lebensdauer dürfte eine nur kurze sein. Wer die Entwickelungszeit und Futterpflanze der einzelnen Arten kennt und zu bestimmter Zeit an Ort und Stelle ist, wird unter Umständen eine reiche Ausbeute halten, während der eifrigste Sammler, welcher dies alles nicht kennt, jahrelang umherlaufen kann, ehe er nur ein Stück und dies zufällig zu sehen bekommt. Diejenigen Arten, deren erwachsene Raupen gesammelt werden können, ohne daß man Bäume zu fällen braucht, lassen sich auch erziehen. Steckt man jene einzeln in einen etwas ausgehöhlten, trockenen Brombeerstengel, so bohren sie sich weiter ein, spinnen die Oeffnung zu und gedeihen vortrefflich in diesen Patronen. Abgesehen von einigen wenigen Arten, wie die vorherrschend gelbe Sesia empiformis Esp., S. tenthrediniformis Ochsenh., deren Raupe in dem Wurzelstocke der Cypressen-Wolfsmilch lebt, der Schmetterling aber im Sonnenscheine um die Futterpflanze fliegend angetroffen wird, bekommt man noch am häufigsten unsere größte Art zu sehen:

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 375.
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