Birnspanner (Phigalia pilosaria)

[418] Der Birkenspanner (Amphidasis betularia, Fig. a) gehört seiner Körperbeschaffenheit nach zu den spinnerähnlichen Spannern und infolge der gestreckten Vorderflügel zu den größten heimischen Arten. Die Weiße Grundfarbe erscheint überall, Leib, Fühler und Füße nicht ausgenommen, braunschwarz besprenkelt. Viele punktgroße Sprenkel fließen hier und da, besonders am Vorderrande der Vorderflügel, zu Flecken und Linien zusammen. Das merklich kleinere Männchen unterscheidet sich durch einen schlankeren Leib und, mit Ausschluß der Spitze, durch doppelt gekämmte Fühler vom Weibchen.


Birkenspanner (Amphidasis betularia), a weiblicher Spanner, b Raupe, c Puppe. Alle in natürlicher Größe.
Birkenspanner (Amphidasis betularia), a weiblicher Spanner, b Raupe, c Puppe. Alle in natürlicher Größe.

Die Raupe (Fig. b) ist überall gleich dick, am Scheitel des kleinen Kopfes tief abgeschnitten, an jeder Seite des achten Gliedes mit einem warzenartigen Knötchen versehen, und veränderlich in der Farbe, wie es scheint je nach der Futterpflanze, grünlichgrau, seltener bräunlich oder gelblich. Sie sitzt zwar an Birken, Ebereschen und anderen Laubhölzern, scheint aber die Eiche allen vorzuziehen, und nimmt in der Ruhelage die vielen Spannerraupen eigene Astähnlichkeit an, welche unsere Abbildung vorführt. Im September oder Oktober hat sie ihre volle Größe erlangt und geht in den Boden, um in einer Höhlung noch vor dem Winter zur Puppe (Fig. c) zu werden. Im Mai oder Juni schlüpft der Schmetterling aus, welchen man nie bei Tage fliegen, wegen seiner Größe und lichten Färbung jedoch öfters mit halb klaffenden Flügeln an einem Baumstamme im Walde sitzen sieht. Andere Arten aus der nächsten Verwandtschaft und gleichfalls von spinnerartigem Ansehen, neuerdings verschiedenen Gattungen zugetheilt, erscheinen sehr früh im Jahre aus der überwinterten Puppe, namentlich habe ich das Männchen des Birnspanners (Phigalia pilosaria), dessen Weibchen flügellos ist, nach einigen milden Tagen im Februar schon an Baumstämmen angetroffen, den Zeitverhältnissen gemäß allerdings ziemlich regungs- und theilnahmlos.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 418.
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