Baccelli, Guido

Baccelli, Guido
Baccelli, Guido

[68] Baccelli, Guido, von einer berühmten römischen Familie abstammend (mehrere der Vorfahren sind in den Marmortafeln des Kapitoliums rühmlich erwähnt), ist der Sohn eines renommierten Arztes, des Dr. Antonio B. und wurde 25. November 1832 in Rom geboren. Schon als Knabe bezeugte er grosse Liebe für die Wissenschaften und einen lebhaften, mit grosser Befähigung ausgestatteten Geist. Vor dem Jahre 1848 studierte er im Collegio Ghislieri zu Pavia und kehrte dann in seine Vaterstadt zurück, um sich den medizinischen Studien zu widmen, während deren er sich so sehr auszeichnete, dass er im Jahre 1852 das Ehren-Doktordiplom in der Medizin und im Jahre 1853 dasselbe in der Chirurgie erhielt. Im Jahre 1854[68] erhielt er eine goldene Preismedaille und 1855 wurde er, infolge eines öffentlichen Konkurses, Assistenzarzt in den römischen Krankenhäusern; 1856, abermals infolge öffentlichen Konkurses, wurde er zum Professor der gerichtlichen Medizin an der Universität Rom ernannt. B. lehrte jedoch auch Botanik und allgemeine Pathologie an der Universität und im Jahre 1863 medizinische Klinik. Auf seine offizielle Stellung als Professor der gerichtlichen Medizin leistete er nach etwa zwei Jahren Verzicht, und zwar aus politischer Rücksicht für seinen von der päpstlichen Regierung verfolgten Vorgänger, und hierauf widmete er sich besonders anatomischen Studien und kultivierte mit besonderer Vorliebe und Eifer die pathologische Anatomie. Als diese Lehrkanzel an der römischen Universität infolge seiner eigenen eifrigen Bemühungen, trotz der bei der päpstlichen Regierung dagegen herrschenden Vorurteile, gegründet wurde, ward er der erste Inhaber derselben und trug in dieser Stellung nicht wenig dazu bei, die römische Jugend auf die Einführung der modernen Richtung der Medizin vorzubereiten. Inzwischen erwarb er sich grosse Berühmtheit als praktischer Arzt und wurde in kurzer Zeit der beliebteste und gesuchteste Konsulent der Stadt. Bald nach dem 1870 erfolgten Anschlusse Roms an das Königreich Italien wurde er deshalb zum ordentlichen Professor der medizinischen Klinik[69] an der römischen Universität ernannt, welche Lehrkanzel er (obwohl seiner heutigen Stellung als Minister wegen von einem ausserordentlichen Professor suppliert), auch gegenwärtig inne hat. – Die grosse Thätigkeit und geistige Energie, welche B. in seiner wissenschaftlichen Laufbahn an den Tag gelegt, drängte ihn auch dazu, am öffentlichen Leben seiner Stadt und seines Landes aktiven Anteil zu nehmen. Er erwarb sich in seiner Eigenschaft als Parlamentsdeputierter, sowie später als Unterrichtsminister grosse Verdienste um das Unterrichtswesen seiner Heimat. Doch gehört eine weitere, ausführliche Würdigung dieser Leistungen B.'s, sowie seiner Verdienste um die Förderung der Ausgrabungen in Rom ausserhalb des Rahmens dieses Werkes. In sanitätlicher Beziehung war und ist B. sehr thätig. Seine »Studien über die römische Malaria« und seine Entwürfe, die Campagna romana zu sanifizieren, verdienen die grösste Beachtung und haben auch die gerechte Anerkennung des Parlaments errungen. Auch als medizinischer Schriftsteller ist B. fruchtbar gewesen und hat gegen sechzig Arbeiten mannigfaltigen Inhaltes veröffentlicht. Die nennenswertesten sind folgende: »La Patologia del cuore e dell' aorta« (in 4 Bänden, Rom 1863 bis 1867) – »Lezioni cliniche sulla malariala perniciosità« (Archivio di med. e chir. ed igiene, 1, 2, 3, 1869) – »La subcontinua tifoidea« (Rom 1876) –»Sull' empiema vero« (Giornale med. di Roma, IV, 1868) – »De primitivo splenis carcinomate« (Rom 1876) –»Di un nuovo metodo di cura per gli aneurismi aortici« (Ib. 1876) – »Di un nuovo segno dei tumori ovarici in genere ed in specie del cistovario« (Ib. 1876) – »Sulla trasmissione dei suoni attraverso i liquidi endopleurici di differente natura« (zwei Aufsätze, ib. 1875 u. 1877), in welcher letzteren Arbeit namentlich die Auskultation der lispelnden Stimme verwertet wird.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 68-70.
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