Unna, Paul Gerson

Unna, Paul Gerson
Unna, Paul Gerson

[1741] Unna, Paul Gerson, als Sohn des Arztes Moritz Adolph U. (geb. 1813) geb. zu Hamburg 8. Sept. 1850, machte 1870, nachdem er in Heidelberg eben zur Univ. gekommen war, freiwillig den Krieg mit und wurde in demselben schwer verwundet, kehrte 1871 wieder nach Heidelberg zum Studium zurück, studierte dann in Leipzig und Strassburg, wo er 1875 promoviert wurde und noch 1/2 Jahr unter Leitung Waldeyer's arbeitete. Seit 1876 Arzt in Hamburg, war er 1877 bis 78 Assistent des allgem. Krankenhauses daselbst, übte seit 1878 die allgemeine Praxis bis 1884 aus, beschränkte sich dann aber auf die Spezialität der Hautkrankheiten, nachdem er schon 1881 eine Privatklinik für Hautkranke gegründet, für die er 1884 eine neue Anstalt in Eimsbüttel bei Hamburg erbaute. Schon als Student schrieb er in der Zeitschr. f. Völkerpsychologie und Sprachwiss.: »Kuno Fischer und das Gewissen« (1875, IX), in welcher zum erstenmal der Versuch gemacht wurde, ethische Erscheinungen darwinistisch zu erklären. Sein erstes grösseres Hauptwerk war das Kapitel: »Anatomie der Haut« (1882) in Ziemssen's Handbuch XIV, wesentlich auf eigene Forschungen sich stützend. Es folgte 1894 die: »Histopathologie der Haut«, als Supplementband der speziellen Pathol. von Orth und 1898:[1741] »Allgemeine Therapie der Haut«, zuerst als Kapitel in dem Handbuch der allgem. Therapie von Eulenburg erschienen. Seit 1882 giebt er die Halbmonatsschrift: »Monatshefte für praktische Dermatologie« (Hamburg), sodann die »Dermatologischen Studien«, den: »Internationalen Atlas seltener Hautkrankheiten« (mit Morris, Besnier u. Duhring) und den »Histologigischen Atlas zur Pathologie der Haut« heraus, war und ist ständiger Mitarbeiter an Eulenburg's Realencyklopädie und Jahrbüchern, Baumgarten's Jahresbericht (Lepra), Virchow – Hirsch (akute Exantheme) und Realencyklopädie der Hygiene. Ausser vielen Referaten und kritischen Übersichten publizierte U. zahlreiche Journalartikel, die sich der Hauptsache nach mit Anat. u. Physiol., pathol. Histologie u. tinktorieller Technik, Klinik, Therapie u. Pharmakotechnik und endlich der Parasitenkunde der Haut beschäftigten. Nur in der Einführung der Dünndarmpillen (1886) und Salbensonden (1885) berührte er das Gebiet der inneren Medizin und Urologie. Wir erwähnen unter den ersteren die folgenden: Anatomie: »Oberhaut und Anhangsgebilde« (1876, 82, 87), »Elastisches Gewebe« (1886), »Lochkerne des Fettgewebes« (1895); Physiologie: »Schweisssekretion« (1882), »Fettfunction der Knäueldrüsen« (1882, 94, 98); Patholog. Histologie: »Onychopathol.« (1880), »Mastzellen bei Urticaria pigmentosa« (1885), »Lepra« (1886[1742] bis 97), »Plasmazellen« (1890 bis 93), »Chemotaxis und Entzündung« (1893), »Naevi« (1893 bis 97), »Degenerationen des Epithels und der Intracellularsubstanzen« (Elaein etc.) (1895), »Vorlesungen über allg. Pathol. der Haut« (1892 bis 94); tinctorielle Technik: »Geschichte der Butuinfärbung« (1888), »Reifung der Farbstoffe« (1892), »Rosaniline und Pararosaniline« (1886), »Spezifische Färbungen aller einzelnen Hautelemente« (1893 bis 95); Klinik: »Seborrhoisches Ekzem« (1887 bis 93), »Duhring'sche Krankheit« (1889), »Impetigines« (1892 bis 99), »Parakeratosen« (1890), »Diaskopie« (1893 bis 94); Therapie: »Ichthyol und Resorcin« (1886), »Lupus« (1888 bis 97), »Lichen ruber, Lebra, Kinderekzem etc.« Dermatotherapeutische Technik: Salben- und Pflastermulle (1882), Pasten (1883), Leime (1886), Überfettete Seifen (1886), Salbenseifen (1886), Kühlsalben (1884), Mikrobrenner (1890, 98); Parasitenkunde: Morokokken des Ekzems (1892 bis 97). verschiedene Kokken der Impetigines (1892, 99), Fettgehalt der Leprabazillen und Tuberkelbazillen (1892, 95), Streptobazillen des weichen und serpiginösen Schankers (1892, 96), Favus (1892, 93), Trichophytie (1897), Piedra (1897). Seit 1887 schloss sich an die U.'sche Klinik ein dermatol. Laboratorium an, in welchem zahlreiche Arbeiten auf dem Felde der Hautpathologie von U.'s Schülern ausgeführt sind, die grösstenteils in den Monatsheften f. pr. Dermatologie publiziert werden.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1741-1743.
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