Gerson, Jean Le Charlierde

[661] Gerson, Jean Le Charlierde, einer der gelehrtesten und einflußreichsten Theologen des 15. Jahrh., geb. 14. Dez. 1363 in Gerson (Reims), gest. 12. Juli 1429 in Lyon, Schüler Pierre d'Aillys (s.d.) in Paris, wurde 1392 Doktor der Theologie, 1395 Kanzler der Universität. G. wirkte durch Schriften (»De unitate ecclesiastica«, »De auferibilitate papae ab ecclesia«) und Tat eifrig mit zur Beseitigung des päpstlichen Schismas und zur Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern (s. Reformatio). Seine energische Haltung gegenüber dem flüchtigen Papst und der Unsittlichkeit der Geistlichkeit auf dem Konzil zu Konstanz trug ihm den Titel eines Doctor christianissimus ein. Der Sophistik Jean Petits, der die Ermordung des Herzogs von Orléans durch den Herzog von Burgund zu rechtfertigen versucht hatte (s. Johann [Burgund]), trat er entgegen. Den Nachstellungen des Herzogs entging er durch Flucht. 1419 zog er sich in das Kanonikat St. Paul in Lyon zurück. Seine »Considerationes de mystica theologia speculativa et practica« erstreben Einheit der mystischen und scholastischen Theologie. Den Priestern gab er Ratschläge zur seelsorgerischen Behandlung der Jugend in der Schrift »De parvulis ad Christum trahendis«. Auch drang er in den Briefen »De reformatione theologiae« auf fleißiges Bibelstudium. Als musikalischer Schriftsteller betätigte er sich in der Abhandlung: »De canticorum originali ratione«. Die beste Sammlung seiner Schriften gab du Pin (Antwerpen 1706, 5 Bde.) heraus. Vgl. Schwab, Johannes G. (Würzb. 1858); Jadard, Jean de G. (Reims 1882); Beß, Zur Geschichte des Konstanzer Konzils (Marb. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 661.
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