Loeper-Housselle, Frau Marie

[513] *Loeper-Housselle, Frau Marie, Ispringen, Baden, wurde am 11. Februar 1837 zu Gross-Lesewitz bei Marienburg in Westpreussen, als dritte Tochter des Pfarrers L. Housselle geboren. Schon als Kind hatte sie den lebhaften Wunsch, Lehrerin zu werden. Nach dem Tode des Vaters ward ihr dieser Wunsch erfüllt. Sie besuchte das Seminar des Direktors Bormann in Graudenz, machte mit dem 20. Jahre ihr Examen und nahm danach sofort eine Stelle als Erzieherin an. Nach fünfjähriger Lehrthätigkeit, von der die letztjährige der höheren Mädchenschule in Elbing angehörte, verheiratete sie sich. – Das Interesse für das Erziehungs- und Unterrichtswesen steigerte sich mit dem stets wachsenden Einblick in das öffentliche Schulwesen von Jahr zu Jahr. – Da die Ehe kinderlos blieb, so hatte Frau L.-H. hinlänglich Zeit, sich mit den Erziehungs- und Unterrichtsfragen eingehend zu beschäftigen. In Strassburg, in Elsass, wohin ihr Mann 1871 versetzt wurde, erhielt sie den ersten Anstoss zur thätigen Anteilnahme an den Reformbestrebungen[513] auf dem Gebiete der weiblichen Bildung. – Sie verband sich zunächst mit einem elsässischen Schulinspektor, einem sehr bedeutenden Schulmanne (Herausgeber der Elsässischen Schulblätter) Th. Hatt, um dem Fröbelschen Kindergarten im Elsass Eingang zu verschaffen, und gründete in Gemeinschaft mit ihm einen Musterkindergarten. Ferner trat sie in Verbindung mit Dr. Wichard Lange, Herausgeber der von Diesterweg gegründeten »Rheinischen Blätter« und mit Professor Dr. Schwicker in Budapest, Herausgeber des »Ungarischen Schulblattes«. Sie wurde deren Mitarbeiterin. Es kam ihr bei dieser Arbeit vor allem darauf an, die Mängel der weiblichen Bildung im allgemeinen und die des Mädchen-Schulwesens im besonderen aufzudecken und Besserung zu fordern. Sodann wendete sie ihre volle Aufmerksamkeit der mit dem Mädchen-Schulwesen im innigsten Zusammenhange stehenden Lehrerinnenfrage zu, und trat mit Wärme und Entschiedenheit für eine bessere Bildung und eine bessere Stellung der Lehrerinnen ein. Ihre Beobachtungen im Verkehr mit Lehrerinnen führten sie dahin, den Lehrerinnen ein Organ zu schaffen, in dem sie selber ihre Sache vertreten und beraten könnten. Die Lehrerinnen sollten lernen, aus eigener Kraft sich die Stellung zu erwerben, die sie befähigt, den hauptsächlichsten Anteil an der Erziehung des weiblichen Geschlechts für sich in Anspruch zu nehmen. Das war der Grundgedanke, der »Die Lehrerin in Schule und Haus« (Verlag Th. Hofmann, Gera) ins Leben rief. Nachdem Frau L.-H. dieses Organ sechs Jahre zu den Lehrerinnen Deutschlands hinausgesandt hatte, hielt sie den Augenblick für gekommen, die Lehrerinnen Deutschlands zum Zusammenschluss aufzufordern. Sie berief Pfingsten 1890, im Verein mit Helene Lange und Auguste Schmidt die Lehrerinnen nach Friedrichroda, und es wurde der »Allgemeine deutsche Lehrerinnen-Verein« gegründet. Die Zahl von 85 Mitgliedern an seinem Gründungstage – ist heute bis über 10300 gestiegen. »Die Lehrerin in Schule und Haus« steht im 14. Jahrgange. – Neben ihrer Thätigkeit als Herausgeberin der Zeitschrift hat Frau L.-H. Erzählungen für verschiedene Tageszeitungen geschrieben, von denen eine, »Der Mattenbauer«, eine historische Erzählung aus dem Elsass, in Buchform erschienen ist. Nach dem Tode ihres Mannes hat Frau L.-H. sich auf eine stille Stätte, Ispringen in Baden zurückgezogen, von der sie alljährlich einige Male hinausgeht, um in den verschiedensten Orten Deutschlands Vorträge zu halten, die in erster Reihe die Bildung des weiblichen Geschlechts und die Aufgabe der Frauen zum Gegenstande haben.

‒ Der Mattenbauer. Histor. Erzählg. a. d. Elsass. 8. (101) Gera 1890; Th. Hofmann, n 1.–; Einbd. nn –.60

‒ Die Lehrerin in Schule u. Haus. Centralorgan f. d. Interessen der Lehrerinnen u. Erzieherinnen im In- u. Auslande. Zugl. Organ des allg. deutschen Lehrerinnen-Vereins, der allg. deutsch. Krankenkasse f. Lehrerinnen u. Erzieherinnen, des Vereins preuss. Volksschullehrerinnen u. des Vereins preuss. techn. Lehrerinnen. Hrsg. v. M. L.-H. 14. Jahrg. Oktbr. 1897 bis Septbr. 1898. 24 Hefte. Mit der Monatsbeilage: »Die technische Lehrerin.« Hrsg. v. Elisab. Altmann. 8. (1. Heft 48) Gera 1897, Th. Hofmann. Viertelj. bar n 1.50

‒ Dasselbe. Einzelne Hefte. n –.35[514]

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 513-515.
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