Stökl, Frau Helene

[337] *Stökl, Frau Helene, Ps. Joconde und Constanze v. Franken, Steyr, Ob.-Österr., geboren am 18. März 1845 in Brandenburg a. d. Havel als älteste Tochter des Oberlehrers Karl Boeckel. Ihr Vater kam dann nach Breslau und später nach Görlitz. H St. erhielt eine sorgfältige Erziehung, doch ward ihr Leben früh zu einem ernsten, da sie mit 11 Jahren durch den Tod die Mutter verlor. H. St. legte 1863 in Bunzlau das Lehrerinnenexamen ab und nahm 1864 eine Stelle als Erzieherin an. 1866 starb ihr Vater an einem Herzschlag und mit seinem Tode zerstreute sich die Familie. Helene kam als Erzieherin nach Wiener-Neustadt bei Wien und lernte da den Musiklehrer und Tonkünstler Rudolf Stökl kennen, mit dem sie sich 1869 verheiratete. Die Ehe war trotz grossen Altersunterschiedes eine innerlich sehr glückliche, äusserlich aber vielfach durch Sorgen und Krankheit getrübt. H. St. hatte ein 3jähriges schweres Krankenlager an chron. Kniegelenksentzündung zu bestehen, das ihre Gesundheit für immer brach, obwohl sie allmählich – anfangs an Krücken – wieder gehen lernte. Im Jahre 1885 starb ihr Mann nach einer Krankheit von wenigen Tagen und liess H. St. mit 3 Kindern völlig mittellos zurück. Sie verlor indessen den Mut[337] nicht – sie war damals trotz alles Unglücks sehr lebensfreudig – es gelang ihr auch, ihre Kinder gut und sorglich aufzuziehen. Der älteste Sohn Erich ist jetzt evang. Pfarrer in Steyr, ein Sohn studiert in Wien die Rechte und ihre Tochter ist Erzieherin. Im Jahre 1880 hatte sie den Schmerz, dass ihre einzige Schwester Elise Linhart (s. diese), eine sehr begabte Schriftstellerin, die sich ebenfalls in Wiener-Neustadt, verheiratet hatte, aber das Glück nicht in ihrer Ehe gefunden hatte, sich in Civitavecchia bei Rom das Leben nahm, indem sie sich ins Meer stürzte. Seit vorigem Jahre lebt H. St. bei ihrem ältesten Sohn in Steyr. Von einigen kleinen Versuchen in ihrer Mädchenzeit abgesehen, hat sich H. St. von 1873 ab der Schriftstellerei zugewendet. Ihre ersten Erzählungen – durchweg heitere – fanden im »Bazar« Aufnahme. Um dieselbe Zeit veröffentlichte sie sehr beifällig aufgenommene Feuilletons in der »Deutschen Zeitung« in Wien. Einen Teil ihrer Arbeiten, und zwar gerade die humoristischen, hat sie während ihres schmerzvollen Krankenlagers geschrieben oder richtiger: diktiert. Die verstreut von ihr erschienenen Erzählungen wurden in Buchform gesammelt, nachdem die meisten von ihnen vorher in einer ganzen Reihe von Zeitungen – auch ausländischen – veröffentlicht wurden. Nur einmal gedruckt ist fast nichts geblieben. Viele ihrer Novellen wurden ins Englische übertragen und werden in Amerika selbst zu Schulzwecken gebraucht. »Er, Sie und Es« wurde ins Norwegische, »Unsere Kleinen« ins Holländische übersetzt. H. St. ist eine eifrige Mitarbeiterin von der in Reichenberg erscheinenden »Österr. Deutschen Jugend«. Bei Levy & Müller erscheinen 3 Bände eines Serienwerkes für junge Mädchen »Freia«, das aber nicht fortgesetzt wird. Ausserdem erscheinen eine ganze Anzahl Bücher von ihr unter dem Namen Constanze v. Franken (s.d.). Für ihre Jugendschriften bekam H. St. im Jahre 1890 die Ehrengabe der »Schwestern Fröhlich-Stiftung« in Wien, im Betrage von 1000 fl. Trotz ihrer vielfachen körperlichen Leiden machte H. St. manch schöne Reise und trat in freundschaftliche Beziehung zu berühmten Leuten auf dem Gebiete der Litteratur und Kunst, so dass ihr sonst stilles und einfaches Leben dadurch mannigfachen Reiz und Abwechslung bekam.

‒ Allein in der Welt (frei nach H. Malot). 12. (125) Wien 1895, A. Pichlers Wwe. & Sohn. 1.–

‒ Auf der Schwelle des Lebens. Herzensworte als Mitgabe f. deutsche Töchter. 4. Aufl. 8. (255 m. Titelbl.) Leipzig 1898, Hirt & Sohn. geb. m. Goldschn. 4.–

‒ Aug' in Auge. Eine Plauderei. 16. (128) Leipzig 1881, C. A. Koch. geb. m. Goldschn. 2.40

‒ Aus der Mädchenzeit. Geschichten für Backfische u. solche, die es gewesen. 2. Aufl. 8. (256 m. Illustr.) Leipzig 1887, Gebhardt. geb. 5.–

‒ Aus eigener Kraft. Lebensbilder bedeutender Österreicher uns. Zeit. 12. (95) Graz 1891, Wien, St. Norbertus. –.70

‒ Aus glücklichen Tagen. Erzählgn. u. Erlebnisse aus der Frühlingszeit d. Lebens. 8. (244 m. 4 H.) Leipzig 1880, Gebhardt. geb. 5.–

‒ Daheim u. draussen. Für die Kleinen gedichtet. 4. (20 m. Illustr.) Reutlingen 1887, Ensslin & Laiblin. 1.–; kolor. Ausg. 1.50

‒ Das Buch zum Vorlesen Sechs heitere Romane von L. Schücking, O. Girndt, H. St., B. W. Zell u. A. 16. (283) Berlin 1893, A. Goldschmidt. geb. 3.–

‒ Das Lorl u. andere Erzählgn. f. junge Mädchen. 8. (223) Berlin 1888, Nord deutsches Verlags-Institut. geb. m. Goldschn. 4.–

‒ Die Christbescheerung. 12. (69) Wien, A. Pichlers Wwe. & Sohn. geb. –.80[338]

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 337-339.
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