Therese, Prinzessin von Bayern

[363] *Therese, Prinzessin von Bayern, München, Ps. Th. v. Bayer*, geboren am 12. November 1850, ist die einzige Tochter des gegenwärtigen Prinzregenten Luitpold von Bayern, dessen Gemahlin, Prinzessin Augusta von Toscana, starb, als Therese 13 Jahre zählte. Die Königin-Mutter Maria nahm sich von diesem Zeitpunkt ab der begabten Prinzessin an, welche jeden Sommer einige Wochen in Hohenschwangau verbrachte. Im Jahre 1889 verlor die Prinzessin auch die mütterliche Freundin, die Königin-Mutter Maria, durch den Tod. Eine von der[363] letzteren begründete Marien-Krankenküche führte die Prinzessin auf eigene Rechnung im Geiste der hohen Begründerin weiter fort. Man rühmt der Prinzessin eine seltene Vielseitigkeit, Gründlichkeit, schnelle Auffassung und zähe Ausdauer nach. Für Naturwissenschaften und Mathematik zeigte sie frühzeitig besondere Vorliebe. Ebenso verriet sie schon in jungen Jahren hohe Begabung für Musik, für Zeichnen und Malen. Auf der gewonnenen wissenschaftlichen Grundlage baute die Prinzessin ihr Wissen durch Selbststudien weiter aus, wobei sie mit besonderer Vorliebe Länder- und Völkerkunde, Zoologie und Paläontologie, Botanik u.v.a. studierte. Ganz aussergewöhnliches Talent zeigte sie für Sprachen, von denen sie in Wort und Schrift zwölf beherrscht. Vom Jahre 1871 angefangen, machte die Prinzessin grosse und zahlreiche Reisen durch alle Länder Europas, nach Algerien und Klein-Asien, Nordamerika, von Canada bis Südmexiko, Brasilien. Allen diesen Reisen ging ein gründliches Studium von Land und Leuten voran, Sprache, Litteratur, Geschichte, Ethnographie, Volksgebräuche, soziale Verhältnisse, staatliche Einrichtungen, Tier-, Pflanzen- und Steinwelt, Klima, Geographie, Geologie. Alles das musste vorerst gründlich studiert werden, bevor die Prinzessin den Fuss ins Land setzte. Wie nach jeder Richtung wohlvorbereitet die Prinzessin diese Studienreise zu machen pflegte, zeigen die beiden geographischen Werke, welche sie als Früchte ihrer Reisen durch Russland und Skandinavien veröffentlichte. Ihr erstes umfangreiches Werk, zum Teil von der Verfasserin illustriert, erschien im Jahre 1885 unter dem Titel: »Reiseeindrücke und Skizzen aus Russland« v. Th. v. Bayer*. Das zweite, gleichfalls von der Hand der Prinzessin mit Zeichnungen versehene Werk, welches im Jahre 1889 erschien, führt den Titel: »Über den Polarkreis, v. Th. v. Bayer*«. Ferner ist gegenwärtig ein ausführliches Werk über die Reise in Brasilien, an dem die Prinzessin 8 Jahre gearbeitet hat, erschienen. Von ihren mehrmonatlichen Reisen durch Amerika, in Brasilien und von Canada nach Südmexiko, wo sie 23 verschiedene Indianerstämme kennen gelernt hat, brachte sie eine reiche Ausbeute von zum Teil noch unbekannten, hochinteressanten Tieren, Pflanzen und Mineralien, sowie ethnographische Gegenstände mit. An kleineren Aufsätzen sind erschienen: »Ausflug nach Tunis«, »Augusta, Ferdinande, Prinzessin Luitpold von Bayern, geborene Prinzessin von Toscana«, »Cattleya Schilleriana Lind, Neuberts deutsches Gartenmagazin 1891«, »Über einige Fischarten Mexikos und die Seen, in welchen sie vorkommen, Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften zu Wien, Band LXII«. Ausserdem sind in Zimmermann: »Fürstliche Schriftsteller des XIX. Jahrhunderts« verschiedene Gedichte der Prinzessin gedruckt worden, ein weiteres Gedicht in Suttners »Frühlingszeit«, andere werden demnächst in Zimmermanns »Krone und Lorbeer« erscheinen. Seit März 1892 ist die Prinzessin zum Ehrenmitglied der Geographischen Gesellschaft in München, seit November 1892 zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften ebendaselbst ernannt. Eine Deputation der philosophischen Fakultät der Universität München hat auf Grund des Fakultätsbeschlusses[364] von 1897 der Prinzessin Therese das Diplom eines Doctors philosophiae honoris causa verliehen.

‒ Meine Reise in den brasilianischen Tropen. (544) Berlin 1897, Dietrich Reimer (Ernst Vohsen). 12.–; geb. 14.–

u. Dr. Frz. Steindachner. Über einige Fischarten Mexikos und die Seen, in welchen sie vorkommen. (Ans: »Denkschr. d. k. Akadem. d. Wiss.«) 4. (14 m 1 Kartenskizze im Text u. 3 Taf.) Wien 1895, C. Gerolds Sohn. 2.50

Werke s. auch Th. v. Bayer*.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 363-365.
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