III, 33. [267.] An die Zwillingsströme Vipāç und Çutudrī.[80] 60

Das Lied ist strophisch gebaut, indem je zwei Verse eine Strophe bilden. Mit Ausnahme der zwei einleitenden Verse und des Schlussverses (12), ist es ein Gespräch zwischen dem Sänger (Viçvāmitra, Sohn des Kuçika, aus dem Geschlecht des Bharata), der den ersten Vers jeder Strophe spricht, und den beiden Strömen (des Fünfstromlandes), denen jedesmal der zweite Vers zugehört.


1. Vom Schooss der Berge eilen lustig vorwärts

im Wettlauf wie zwei lossgelassne Stuten,

Wie schmucke Kühe, wie zwei Mütter kosend,

Vipāç und Çutudrī mit ihrer Milchflut.

2. Erregt von Indra, schnelle Strömung heischend,

wie Wagenlenker eilet ihr zum Meere;

Zusammenrinnend und von Wogen schwellend,

so lauft ihr Schönen nahe beieinander.


3. Ich fuhr herbei zum mütterlichsten Strome,

wir kamen zur Vipāç, der breiten, schönen,

Zum Mütterpaar, das, wie sein Kalb beleckend,

zu gleichem Schoosse hin zusammen wandert.

4. »Die wir von diesen süssen Fluten schwellen,

zum Gott-geschaffnen Schoosse vorwärts wandernd,

Nicht ist zu hemmen unsre schnelle Strömung

was wünschend ruft der Sänger uns, die Flüsse?«


5. Ergötzet euch an meinem frommen Liede

auf kurze Rast in eurem Lauf, o heil'ge;

Zum Strome dringt des Herzens laute Bitte,

verlangend rief ich euch, der Sohn des Kuçik.

6. »Den Blitz im Arm brach Indra uns die Bahnen,

erschlug den Vritra, der die Ströme einschloss;[80]

Schönleitend führte Savitar, der Gott, uns;

auf seinen Antrieb gehn wir ausgebreitet.«


7. Dies Heldenwerk ist immerdar zu preisen,

das Indra that, als er zerhieb die Schlange;

Mit seinem Blitze schlug er die Umlagrer,

die Wasser gingen, die den Gang begehrten.

8. »Vergiss, o Sänger, nimmer dieses Wortes,

lass horchen drauf die spätesten Geschlechter;

Sei liebreich uns, o Dichter, bei den Sprüchen,

versäum' uns nicht bei Menschen, dir sei Ehrfurcht.«


9. So hört denn recht, o Schwestern, auf den Dichter;

ich naht' von fern euch mit beladnem Wagen;

Neigt nieder euch, seid leicht mir zu durchfahren,

nicht flutend bis zur Achse, o ihr Ströme.

10. »Wir wollen achten deiner Wort', o Dichter,

du kamst von ferne mit beladnem Wagen;

Dir neig' ich mich wie eine üpp'ge Buhle,

wie ihrem Mann die Braut ergeb' ich dir mich.«


11. Wenn nun das Heer der Bharater voll Kampflust

beeilt von Indra schnell dich hat durchschritten,

Dann schiesse vor die pfeilgeschwinde Strömung,

um diese Gnade fleh' ich euch, ihr hehren.

12. Die Bharater voll Kampflust sind hinüber,

der Ströme Gunst gewann für sich den Sänger;

Nun schwellet an, nun wachset schnell vollendend,

die Bäuche füllet, eilet schnellen Ganges.

(13. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 80-81.
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