IV, 23. [319.] An Indra.

[131] Die Druh in Vers 7 ist die feindselige, trügerische Unholdin; die Verse 8-10, welche die Wirkung des heiligen Opferwerkes preisen, gehören ursprünglich wol einem andern Liede an.


1. Wie doch und welches Priesters grosses Opfer

liess er gedeihn, des Soma's Euter liebend?

Mit Lust geniessend, trinkend gern den Rauschtrank

erwuchs zu hohem Reichthum der erhabne.

2. Welch Held erlangte seine Tischgemeinschaft?

und wer nahm Theil an seiner Huld und Güte?

Wann zeigt sein Glanz sich? wann erscheint mit Hülfe

zum Heile er dem eifervollen Opfrer?

3.111 Wie höret Indra, was der Mensch ihm zuruft?

wie kennt er hörend, was den Menschen löset?

Und welche vielen Gaben schenket Indra?

wie nennt man ihn des Sängers reichen Spender?

4. Wie doch erlangt, wer eifervoll ihm dienet,

mit Andacht aufmerkt, seine Güterspende?

Der Gott sei Zeuge meiner frommen Werke,

ergreifend das Gebet, an dem er Lust hat.

5. Wie hat der Gott bei dieses Morgens Leuchten

Gefallen an des Sterblichen Gemeinschaft?

Wie ist doch seine Freundschaft mit den Menschen,

die zu ihm trieben schön geschirrte Wünsche?

6.112 Wie ist dann gross die Freundschaft mit den Freunden?

wann werden wir als Bruder dich verkünden?

Der prächtig aussieht, dessen Glanzschein treib' ich

wie hellstes Licht im Fluge zu dem Milchtrunk.

7. Die indra-lose tück'sche Druh zu tödten,

wetzt er zum Schiessen seine scharfen Pfeile,

Wenn unsre Schuld der mächt'ge Schuldverfolger

fernhin verbannt zu unbekannten Morgen.

8. Denn vielfach sind des Opfers Labetränke,

des Opfers Andacht tilget die Vergehen;

Des Opfers Ruf durchdrang die tauben Ohren

des Menschenvolks, erweckend, hell erstrahlend.

9. Fest ist des Opfers Fundament gegründet,

viel glänzende Gestalten sind dem schönen,[131]

Durch Opfer dringen weit hinaus die Laben,

durch Opfer gingen Kühe ein zur Stätte.

10. Wer Opfer lenkt, der hat auch Lust am Opfer;

des Opfers Kraft geht schnell und strebt nach Kühen;

Dem Opfer strömen Milch die breiten, grossen,

die tiefen, höchsten beiden Welten-Kühe.

(11 = 312, 21.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 131-132.
Lizenz: