IV, 42. [338.] Rangstreit des Varuna und Indra.[149] 128

Varuna, der höchste Gött der ältesten vedischen Zeit, durch welche sich noch eine monotheistische Grundrichtung hindurch zieht (vgl. Einleitung zu 218), wird in der kriegerischen Zeit, die uns die meisten Veda-Lieder vor Augen stellen, durch den kriegerischen Indra in den Hintergrund gedrängt, dem auch der Dichter in Vers 7 den Vorrang zugesteht. In Vers 1-4 spricht Varuna, in Vers 5 und 6 Indra.


1.129 »Ich bin der König, mir gehört die Herrschaft,

dem Allbeleber alle Götterscharen;

Die Götter folgen Varuna's Geboten;

der Menschen höchsten Zufluchtsort beherrsch' ich.

2. Ich bin der König Varuna, mein eigen

sind diese ersten himmlischen Gewalten;

Die Götter folgen Varuna's Geboten;

der Menschen höchsten Zufluchtsort beherrsch' ich.

3.130 Ich bin, o Indra, Varuna, und mein ist

das tiefe, weite, segensreiche Weltpaar,

Als weiser Künstler schuf ich alle Wesen,

den Himmel und die Erde, ich erhielt sie.

4. Ich liess die triefenden Gewässer schwellen,

befestigte im heil'gen Sitz den Himmel;

Der heilige Aditja hat gebreitet

durch heil'ges Werk den dreigetheilten Weltraum.«

5. »Mich rufen an die rossbegabten Männer,

im Kampfe mich die eilenden erles'nen;

Ich mächtiger errege Schlacht, ich Indra,

reg' auf den Staub, von übermächt'ger Kraft ich.

6. Das alles that ich, und der Götter Kraft selbst

sie hemmet nimmer mich, den unbezwungnen;

Wenn Tränke mich erfreuten und die Sprüche,

so beben beide unbegrenzte Räume.«

7. Dass dies du thatest, wissen alle Wesen,

das kündest du dem Varuna, o Ordner;

Dich, Indra, rühmt man als den Feindetödter,

du liessest rinnen die umschlossnen Ströme.

(8-10. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 149-150.
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