VI, 21. [462.] An Indra.

[252] 1. Den rufenswerthen rufen diese Rufe

des emsigsten der Dichter dich, o Starker,

Gebete neu den alten Wagenkämpfer,

durch Liederfleiss wird Gut und Macht erworben.

2. Den Indra preis ich, der sich finden lässet,

mit Liedern ihn, der Lieder liebt und Opfer,

Den zauberreichen, dessen Grösse weithin

den Himmel und die Erde überraget.

3. Die Finsterniss, die weit sich dehnte, lichtlos,

die machte er hellleuchtend durch die Sonne;

Niemals verletzen Menschen eifrig opfernd

des Ewigen Gesetz, o Machtbegabter.

4. Wo ist doch Indra, welcher dies vollbrachte?

zu welchem Manne geht er? welchen Häusern?

Welch Opfer mundet deinem Sinn und Wunsche?

welch Lied, o Indra? welches ist der Priester?

5. Hier waren dir, dem emsigen, ja alte

und urgeborne Freunde, thatenreicher,[252]

Sei achtsam auf die mittleren und neuen

und auf den jüngsten auch, o vielgerufner.

6.234 Die jüngern, fragend nach den frühern Thaten,

o Indra, strebten nach den altberühmten;

Wir preisen dich, o Held, Gebetempfänger,

so weit wir es verstehen, dich, den grossen.

7. Des Unholds Andrang trat dir rings entgegen,

dem hochgebornen; dem begegne schnell nun;

Mit deinem alten, tüchtigen Genossen,

dem Blitz, o Kühner, stosse fort die Scharen.

8. Du aber, Indra, höre auf den Beter,

der jetzt dich anfleht, Held, o Dichterpfleger;

Denn du warst Freund der Väter schon vor Alters,

stets gern erhörtest du, was sie begehrten.

9. Schaff her zur Huld uns Varuna und Mitra,

die Marutschar, den Indra heut zur Hülfe,

Den Puschan, Vischnu, Agni und Purandhi,

den Savitar, die Pflanzen und die Berge.

10. Es preisen, hochverehrter, kraftbegabter,

hier diese Sänger dich mit Preisgesängen;

Vernimm den Ruf des rufenden, gerufner,

kein andrer ist, unsterblicher, wie du bist.

11. Nun komme kundig her zu meinem Liede,

o Sohn der Kraft mit allen opferwerthen,

Die stets aus Agni tranken, Opfer hegten,

den Menschen setzten über die Dämonen.

12. Sei uns ein Führer, zeigend dich auf guten

und schlimmen Wegen als den Pfadbehüter,

Mit denen, welche weit und unermüdlich

am besten fahren, bring uns Labung, Indra.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 252-253.
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