VIII, 5. [625.] Lied der Kanva's an die Ritter (Açvin.)

[395] (Vgl. Seite 150.)


1. Da sie von ferne hier erschien

und hell die rothe leuchtete,

so strahlte weithin sie das Licht.

2. Wie Helden, prächt'ges Ritterpaar,

auf geistgeschirrtem strahlenden

Gefährt begleitet Uschas ihr.[395]

3.390 Ihr beide, reich begüterte,

vernehmet unsrer Lieder Klang;

Wie einen Boten send' ich ihn.


4. Die vielgeliebten preise ich,

die Ritter reich an Freud' und Gut,

O Kanva's, zur Erquickung uns.

5. Die gütigsten, erlabendsten,

die nahrungsreichen Glanzesherrn

Besuchen des Verehrers Haus.

6. Benetzt dem frommen Beter denn

den futterreichen Weideplatz,

Den unerschöpflichen mit Fett.


7. Kommt eilend her zu unserm Lied

auf schnellen Adlersfittigen

Mit raschen Rossen, Ritter ihr,

8. Mit denen die drei Fernen ihr

und alles, was am Himmel glänzt,

Drei dunkle Räume ihr durchfliegt.

9. O Tagerheller, öffnet uns

die Pfade, dass Geschenke wir

Und rinderreiches Gut empfahn.


10. O Ritter, fahrt uns Reichthum her

an Rindern, Männern, Wagen auch

Und rossereiche Labungen.

11. Euch labend, schöne Glanzesherrn,

auf goldnen Pfaden fahrende,

Geniesst des Soma Süssigkeit.

12. Uns und den Opferherrn verleiht,

o güterreiche, euren Schutz,

Den weiten, unverletzlichen.


13.391 Gewähret gnädig das Gebet

der Männer, kommet eilig her;

Nicht wendet euch zu andern hin.

14. O trinkt von diesem süssen Trank,

dem dargereichten lieblichen,

O gabenreiche Ritter ihr.

15. Uns fahret reiches Gut herbei,

das hundertfach und tausendfach,

Viel Speise hegt und alles nährt.


16. An vielen Orten rufen euch,

o Helden, zwar die Weisen an,

Von uns verehrt, o Ritter, kommt.[396]

17. Die Männer, die die Streu geschmückt,

den Opferguss bereit gemacht,

Sie laden euch, o Ritter, ein.

18. Dies unser Loblied möge euch,

o Ritter, das willkommenste

Und liebste sein am heut'gen Tag.


19. Aus eurem Schlauch des süssen Tranks,

der in den Wagenkasten euch,

Gelegt ist, Ritter, trinkt aus dem.

20. In dem, o güterreiche, bringt,

zum Heil für Kinder, Vieh und Rind

Uns fette Labetränke her.

21. Und schliesset nun wie Thore uns

des Himmels Labetränke auf

Und seine Ströme, Tagesherrn.


22. Wann rief des Tugra Sohn euch an,

ins Meer gestürzt, o Männer, dass

Eur Wagen flöge rossbespannt.

23. Dem Kanva, als erblindet er

im Hause lag, gewährtet ihr,

O Treue, Hülfe fort und fort.

24. Mit solchen Hülfen kommt herbei,

wenn ich euch rufe, kräftige,

Mit neuen, hoch zu rühmenden.


25. Wie Kanva eure Hülfe fand,

Prijamedha, Upastuta,

O Ritter, Atri, Çindschara,

26. Und Ançu im Entscheidungskampf,

Agastja, der um Rinder focht,

Und in den Schlachten Sobhari,

27. Um solche Huld und grössre noch,

o güterreiche, gehn wir euch,

O Ritter, an mit Lobgesang.


28. Besteigt den Wagen, Ritter, denn,

dess Sitz und Zügel golden sind,

Und der bis an den Himmel reicht.

29. Von Gold ist Achse, Deichsel euch,

und euer Zugscheit ist von Gold,

Und golden euer Räderpaar.

30. Mit dem, o güterreiche, kommt

herbei aus weiter Ferne auch

Zu diesem meinen Lobgesang.
[397]

31. Ihr fahret aus der Ferne her,

wo Ritter viele Tränke ihr

Der Fremden trinkt, Unsterbliche.

32. Mit Glanz und schönen Gütern kommt,

mit Reichthum, Ritter, zu uns her,

O Treue, herrlich glänzende.

33. Euch mögen die gesprenkelten

beschwingten Vögel zu dem Volk,

Das trefflich opfert, fahren her.


34. Und euer Wagen, liedumtönt,

der rollt, mit Nahrung angefüllt,

Wird nicht gehemmt von seinem Rad.

35. Mit eurem goldnen Wagen kommt,

mit Hufe schwingendem Gespann,

O Treue, wie Gedanken schnell.

36.392 Ihr habet gern das muntre WildA1,

das ihr, o kräftige, erjagt;

Erfüllt mit Labung unsern Schatz.

(37-39. siehe Anhang.)


Fußnoten

A1 Den stets bereitstehenden Somatrank.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 395-398.
Lizenz:

Buchempfehlung

Angelus Silesius

Cherubinischer Wandersmann

Cherubinischer Wandersmann

Nach dem Vorbild von Abraham von Franckenberg und Daniel Czepko schreibt Angelus Silesius seine berühmten Epigramme, die er unter dem Titel »Cherubinischer Wandersmann« zusammenfasst und 1657 veröffentlicht. Das Unsagbare, den mystischen Weg zu Gott, in Worte zu fassen, ist das Anliegen seiner antithetisch pointierten Alexandriner Dichtung. »Ich bin so groß als Gott, er ist als ich so klein. Er kann nicht über mich, ich unter ihm nicht sein.«

242 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon