[455] 1. Den Agni preis' ich, der's verdient,
will opfern ihm mit Labetrunk;
Die Götter salbe Agni uns;
denn zwischen beide Stämme geht
auf Botschaft er, der weise, aus;
zerstieben soll der Feinde Schwarm.
2.454 Aufs neue, Agni, stürz herab
das Fluchwort auf ihr eignes Haupt,
Herab der Frommen Schädiger,
die bösen Frevler allesammt;
Verderber seien fern von hier.
Zerstieben soll der Feinde Schwarm.
3. Ich giesse die Gebete dir
wie Butter, Agni, in den Mund;
So zeige bei den Göttern dich;
denn du bist ja von Alters her
Vivasvats Bote voller Heil.
Zerstieben soll der Feinde Schwarm.
4. So theilt Genüsse Agni aus,
wie jeder sie zu haben wünscht,
Ergossen wird der Götter Trank,
Glück, Heil und Wonne theilt er aus
für jede Götteranrufung.
Zerstieben soll der Feinde Schwarm.[455]
5.455 Hervorgethan hat Agni sich
durch glänzende, gewalt'ge That;
Als aller Menschen Priester stets,
versehen mit der Kühe Milch
betreibt die Opfergaben er.
Zerstieben soll der Feinde Schwarm.
6.456 Agni erkennt der Götter Stamm,
und Agni den der Menschen auch,
Und Agni ist's der Gut vertheilt;
die Thüren schliesset Agni auf,
wenn er mit neuem Trunk versehn.
Zerstieben soll der Feinde Schwarm.
7. Den Göttern wohnet Agni bei,
den opferreichen Menschen auch,
Viel Weisheit bringt zur Blüte er
voll Lust, wie alle Welt erblüht,
der Gott bei Göttern opfernswerth.
Zerstieben soll der Feinde Schwarm.
8. Der hold den sieben Völkern ist
und der in allen Strömen weilt,
Den Agni, der drei Sitze hat,
des Frommen Feinde schnell erschlägt,
bei Opfern vorgeht, bitten wir.
Zerstieben soll der Feinde Schwarm.
9. Drei dreigetheilten Scharen wohnt
der einsichtsvolle Agni bei;
Er ehre und erfreue hier
die dreiunddreissig Götter uns
der weise Bote rings geschmückt.
Zerstieben soll der Feinde Schwarm.
10. Des Gutes waltest du allein,
o Agni, bei uns Menschen hier
Und bei den Göttern, höchster du;
dir eilen rings die wallenden
selbseingehegtenA1 Tränke zu.
Zerstieben soll der Feinde Schwarm.
A1 Nämlich in den Opferlöffeln.
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