VIII, 85. [705.] An Indra.

[512] 1.509 Es bahnten ihm den Weg die Morgenröthen,

bei Nacht dem Indra die gepries'nen Sterne,

Die sieben Mütter standen ihm, die Wasser,

zur Fahrt den Männern, Ströme leicht durchfahrbar.

2. Durchbohrt vom Schützen sind, auch wenn er taumelt,

die dreimal sieb'n vereinten Bergesgipfel;

Kein Sterblicher, kein Gott vermag zu stören

die Werke, die der hohe Stier vollbracht hat.[512]

3.510 Des Indra Blitz, der eherne, er schmiegt sich

an Indra's Arme, und die höchste Stärke;

In Indra's Haupt ist Weisheit, ihm zu eigen,

zum Munde drangen ein die schönen Tränke.


4. Dich halt' ich für den Heiligen der Heil'gen,

für den Beweger dich des Unbewegten;

Dich halt' ich, Indra, für das wahre Banner,

dich für den Herrscher aller Menschenstämme.

5. Als, Indra, du den Blitz in deinen Arm nahmst,

den ungestümen, zu der Schlang' Erlegung,

Da jauchzten laut die Berge, laut die Kühe,

und laut die Beter, zu dem Indra dringend.

6. Ihn lasst uns preisen, welcher diese Wesen

zusammt erschuf, die nach ihm sind entsprossen,

Mit Indra lasst den Mitra uns verehren,

mit Liedern uns in Demuth nah'n dem Helden.


7. Vor Vritra's Schnaufen fliehend hatten alle

verbundnen Götter, Indra, dich verlassen,

Du mögest mit den Maruts dich verbünden,

dann wirst du diese Feinde all' besiegen.

8. Dir folgen dreimal sechzig starke Maruts,

ehrwürdige, wie morgendliche Sterne;

Wir gehn dich an, o schenk uns Glückesgabe,

wir huld'gen deiner Kraft mit diesem Opfer.

9. Wer widersteht, o Indra, deinem Blitze,

der scharfen Waffe? wer dem Zug der Maruts?

Wehrlos sind dir die bösen Götterfeinde;

vordringend jag' sie fort mit deinem Rade.


10. Dem grossen, hehren, starken sende Loblied,

und Heerden treibe hin zum heilbegabten,

Dem Liederfreunde lege viele Lieder

ans Herz, dem Indra, ob er wol drauf achtet?

11. Beweg' das Lied dem starken Spruch-empfänger

wie mit dem Ruder über Flut der Ströme;

Berühr den Leib des hehren mit Gebeten,

des sehr willkommnen, ob er wol drauf achtet?

12. Das bringe dar, was gern dir Indra annimmt,

das Loblied singe, lock ihn her durch Andacht;

Hab' Acht, o Sänger, nicht sei rauh die Stimme;

das Lied lass hören, ob er wol drauf achtet?


13. Es fiel der Tropfen in die Somaströmung,

der dunkle, eilend mit zehntausend andern;[513]

Der kräftig gor, genossen hat ihn Indra,

der männlich kühne trieb hinweg die Feinde.

14. Ich sah den Tropfen wandern in der Ferne

im Niedergang des somareichen Stromes;

Er kam herab wie eine schwarze Wolke,

ich send' ihn euch, o Helden, kämpft in Schlachten.

15. Da nun erhielt im Schooss des Somastromes

der Tropfen funkelnd erst sein rechtes Aussehn;

Die gottvergessnen Stämme, die sich nahten,

bezwang vereint mit dem Gebetsherrn Indra.


16.511 Geboren kaum, erstandest du, o Indra,

als Feind den sieben, die sich feindlos dünkten;

Du fandest Erd' und Himmel, die verborgnen,

verschafftest Lust den machtbegabten Welten.

17. Du zeigtest jene unerreichte Stärke,

als kühn du Blitzer mit dem Blitze schlugest;

Den Çuschna warfst mit Hieben du zu Boden,

gewannst, o Indra, dir mit Kraft die Kühe.

18. Da wurdest du Gebieter aller Menschen,

der bösen Feinde mächtiger Zermalmer;

Die eingesperrten Ströme liessest frei du,

gewannst die Wasser, die der Dämon festhielt.


19. Er ist voll Stärke, der sich labt an Tränken,

voll mächt'gen Zorns, der Schätze hat wie Tage,

Er, der allein vollbringt die Heldenwerke,

der Vritrafeind, so spricht man zu einander.

20. Den Vritrafeind, den festen Hort der Menschen,

lasst preisen uns mit Lob, den preisenswerthen;

Er ist uns mächt'ger Helfer und Ermuntrer,

und er der Geber hochberühmter Labung.

21. Der Vritrafeind und Ribhuherrscher, Indra,

geboren kaum war schon er anzurufen,

Vollbringend viele männlich kühne Werke,

den Freunden preislich wie getrunkner Soma.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 512-514.
Lizenz:

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Hannibal

Hannibal

Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon