|
[51] 1.49 Mit schönem Gut, o Morgenroth,
o Himmelstochter leuchte uns,
O strahlenreiche, du mit grosser Herrlichkeit,
mit Reichthum, Göttin, Geberin!
2.50 An Rossen reich und Rindern, spendend alles Gut
sind oft zum Leuchten sie genaht;
So send' auch du mir reiches Gut, o Morgenroth;
die Fürsten treib zum Schenken an.
3.51 Sie hat gestrahlt und strahle nun,
die Morgengöttin, Treiberin
Der Wagen, die die Bahn verfolgen, wenn sie naht,
wie Schatzbegier'ge auf dem Meer.
4.52 53 Der Fürsten, die, o Morgenroth, bei deinem Nahn
zum Schenken wenden ihren Sinn,
Ja deren Namen preiset hier der Kanvaspross,
der Männer Kanva-ähnlichster.
[51]
5.54 Erfreuend kommt das Morgenroth,
wie eine jugendliche Maid;
Was Füsse hat, zum Werk erweckend eilet sie
und treibt zum Flug die Vögel an.
6.55 56 Sie treibt die Festversammlung, treibt die Händler an
und wendet wallend nicht den Schritt;
Bei deinem Leuchten halten nie die Vögel Rast
in ihrem Flug, o reiche du!
7.57 Sie hat von fern sich aufgemacht,
dort von der Sonne Aufgang her,
Mit hundert Wagen fährt sie zu den Menschen rings,
die Morgenröthe, segensreich.
8.58 Es neigt die ganze Welt sich ihrem Anblick zu,
die jugendliche schaffet Licht;
Die reiche Himmelstochter strahle weg den Hass,
die Feinde weg das Morgenroth.
9.59 O Himmelstochter strahle her
mit hellem Glanz, o Morgenroth,
Und führe du uns vieles schöne Glück herbei,
aufleuchtend bei dem Opferfest.
10.60 Denn jedes Wesens Hauch und Leben ist in dir,
wenn du erstrahlst, o herrliche;
Die du mit hohem Wagen hell dich zeigst,
hör, gabenreiche, unsern Ruf,
11. Gib Reichthum denn, o Morgenroth,
der herrlich bei den Menschen glänzt,
Mit diesem fahre zu des Frommen Opfern her,
zu dem, der dir Gesänge weiht.
12. Zum Somatrunke fahr die Götter alle her,
o Morgenröthe, aus der Luft,
Und gib uns werthes ross- und rinderreiches Gut
und Heldenkraft, o Morgenroth.
13. Sie, deren helle Strahlen nun,
die prächtigen, erschienen sind,
Die Morgenröthe schenk uns güterreichen Schatz
von schönem Glanz und schönem Heil.
14. Wie du von frühern Sängern auch gerufen bist
zum Schutz, o grosse, und zur Huld;
So lohne mit Geschenken unsern Lobgesang,
und hellem Licht, o Morgenroth.
15. Wenn heute du mit deinem Licht
des Himmels Thore uns erschliesst,[52]
Dann Morgenröthe, reiche weiten, sichern Schutz,
milchreiche Tränke, Göttin, uns.
16. Beströme uns mit grossem, allgestalt'gen Gut,
mit Labetränken, Morgenroth,
O mächtige, mit Reichthum, der das All bezwingt,
mit Labung, labungsreiche du.
Buchempfehlung
Der Teufel kommt auf die Erde weil die Hölle geputzt wird, er kauft junge Frauen, stiftet junge Männer zum Mord an und fällt auf eine mit Kondomen als Köder gefüllte Falle rein. Grabbes von ihm selbst als Gegenstück zu seinem nihilistischen Herzog von Gothland empfundenes Lustspiel widersetzt sich jeder konventionellen Schemeneinteilung. Es ist rüpelhafte Groteske, drastische Satire und komischer Scherz gleichermaßen.
58 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro