I, 52. An Indra.

[55] Trita in Vers 5 erscheint wie öfter als Gehülfe des Indra; die Helfer in V. 1 u. 4, die Sieger (eigentlich Abwehrer) in V. 3 sind die Maruts.


1. Den Widder preise, welcher Himmelsglück verschafft,

dem hundert Helfer alle auf einmal erstehn,

Wie schnelles Ross, wie Wagen, der zum Opfer eilt,

möcht' ich zum Schutz durch Lieder Indra wenden her.

2. Gleich einem Berg, der fest auf seinem Grunde ruht,

ward stark an Kräften er, der tausend Hülfen beut,

Als Indra da den Stromverschliesser Vritra schlug,

die Flut bezwingend, durch den Somatrank erfreut.

3. Der Sieger schmiegte an der Sieger Busen sich,

in Glanz gewurzelt durch die Priester trankgestärkt,

Den Indra ruf' mit wirkungsreicher Bitte ich,

den Segenspender, denn er füllt sich mit dem Trank.

4. Den wie ein Meer die eignen Fördrer hülfereich,

im Himmel tränken, wenn sie sitzen auf der Streu;

Als Helfer folgten Indra sie im Vritrakampf,

die sichern, starken, aufgerichtet an Gestalt.

5. Ihm, der im Rausche mit dem Regenhemmer rang,

ihm flossen Hülfen wie vom Abhang Ströme zu,

Als Indra blitzend, durch den Soma mutherfüllt

des Vala Wehren gleich wie Trita spaltete.

6. Die Glut umgab dich, es erglänzte deine Kraft;

gehüllt in Flut, lag jener in der Lüfte Grund;

Als Indra du beim Sturz des schwerzufassenden

auf Vritra's Backen niederschleudertest den Blitz.

7. Denn zu dir strömen wie die Wellen in das Meer

Gebete, die, o Indra, deine Labung sind;

Denn Tvaschtar selbst hat deine tücht'ge Kraft vermehrt,

als er den Blitz dir schuf von allgewalt'ger Macht.

8. Als, allgewalt'ger Indra, mit den Blitzen du

den Vritra schlugst, der Wasser Bahn dem Menschen brachst,

Da hieltest du im Arm den Blitz, den eisernen,

und liesst die Sonn' am Himmel allen sichtbar stehn.

9.62 Als ihren hohen, ungestümen, leuchtenden,

preiswerthen Zug zum Himmel kräftig sie vollbracht,

Als für die Menschen kämpfend männerhold im Licht

die Maruts jauchzten mit dem Indra helfend ihm,

10. Da barst der starke Himmel selbst vor dem Geschrei

des Drachens voller Furcht, o Welten, als dein Blitz,

O Indra, voller Kraft des Vritra Haupt zerschlug,

des eingezwängten, als vom Soma du berauscht.[56]

11. Wenn, Indra, auch die Erde zehnmal grösser wär',

und Tag für Tag die Völker sich verbreiteten,

Dann würd', o starker, deine weitberühmte Macht

der Welt doch gleich an Kraft und Fülle sein.

12. Du schufst zum Schutz am Rand des Himmels und der Luft,

o kühngesinnter, nach der Kraft, die in dir wohnt,

Das Erdenrund als deiner Stärke Ebenbild,

du ragst zum Himmel, rings umfangend Luft und Licht.

13. Du warst der Erde Ebenbild, Gebieter

des hohen Sitzes der erhabnen Götter;

Mit deiner Grösse füllst die ganze Luft du,

fürwahr es ist kein andrer so, wie du bist.

14. Du, dessen Grösse Erd' und Himmel nicht umfahn,

dess Ende nicht die Ström' erreichten in der Luft,

Auch als im Rausch du mit dem Regenhemmer rangst,

du schufst allein das andre alles nach der Reih'.

15. Es sangen da bei diesem Kampf die Maruts

und dir auch jauchzten zu die Götter alle,

Als, Indra, du mit der gezackten Keule

dem Vritra hast ins Angesicht geschlagen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 55-57.
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