I, 85. An die Maruts.

[86] 1. Des Rudra Söhne, die an Wunderthaten reich

auf ihrer Fahrt schön prangen wie gescharte Fraun,

Die Maruts sind's, die Erd' und Himmel segneten,

die lust'gen Helden freuen bei den Festen sich.

2. Erwachsen haben hohe Grösse sie erreicht,

am Himmel schufen sich die Rudra's ihren Sitz;

Der Priçni Söhne legten schönen Schmuck sich an,

Gesänge singend und erzeugend Indrakraft.

3. Wenn sich mit Schmuck die kuhentsprossenen versehn

dann legen glänzend sie sich helle Waffen an

Und stossen jeden Widersacher von sich fort,

und fette Butter strömet ihren Pfaden nach.

4. Die kühnen Kämpfer funkeln mit den Speeren rings,

mit Kraft erschütternd auch das Unerschütterte,

Wenn die gedankenschnellen Hirsche, Maruts ihr,

geschart als Stiere, an die Wagen euch geschirrt.

5. Wenn an die Wagen ihr die Hirsche schirrtet,

im Kampf, o Maruts, schleudernd euren Wurfstein,

Dann fliesst herab der rothen Wolke Strömung,

mit Flut die Erd' wie einen Schlauch benetzend.

6. Euch fahre her das hurtig laufende Gespann,

schnellfliegend kommet her zu uns mit starkem Arm,

Setzt auf die Streu euch, weit ist euch der Sitz gemacht,

berauschet euch, o Maruts, an dem süssen Trank.

7. Sie nehmen zu an Grösse die urkräftigen,

zum Himmel steigend machten weit sie ihren Sitz,

Als Vischnu dann dem rauscherregten Stiere half,

da sassen sie wie Vögel auf der lieben Streu.

8. Kampflust'gen Helden gleich sind eilend sie,

wie ruhmbegier'ge gehn in Schlachten sie geschart,

Es fürchten alle Wesen vor den Maruts sich,

die Männer zeigen prächtig sich wie Könige.[86]

9. Als Tvaschtar kunstreich drechselte den goldnen Blitz,

den schöngefügten, welcher tausend Zacken hat,

Da nahm ihn Indra, Mannesthaten zu vollziehn,

erschlug den Vritra und ergoss der Wasser Flut.

10. Sie stiessen hoch den Brunnen mit Gewalt empor,

zerschmetterten den festgefügten Wolkenberg;

Des Sturmes Pfeife blasend hat im Somarausch

die reiche Schar der Maruts Herrliches vollbracht.

11. Zur Seite stossend gossen sie den Brunnen aus,

auf diese Art als Born dem durst'gen Gotama;

Hellleuchtend kommen huldvoll sie zu ihm herbei,

des Sängers Wunsch erfüllten sie nach ihrem Brauch.

12. Den Schutz, der für den Opfrer euch bereit ist,

der dreifach schirmt, den reichet dem Verehrer,

Den mögt auch uns, o Maruts, ihr gewähren,

ihr Helden, schenkt uns männerreiche Habe.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 86-87.
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