I, 105. An alle Götter.

[105] Der Bote in Vers 4 ist Agni, die sieben Strahlen in V. 9 sind die Strahlen der Sonne; die fünf Stiere in V. 10 u. 11 scheinen Bezeichnung eines göttlich verehrten Sternbildes.


1. Es läuft der Mond im Meer der Luft

am Himmel schöngeflügelt hin;

Niemand erreichet euren Ort,

o goldumkränzte Sterne ihr.

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

2. Willfahrend dem begehrenden

umschlingt die Gattin den Gemahl,

Sie spritzen aus das kräft'ge Nass,

umfangend melkt den Saft sie aus.

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

3. Nie falle jene Sonne dort

herab vom Himmel, Götter ihr,

Und nimmer mangle uns der Saft

des heilbegabten Somatranks.

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.[105]

4. Ich frage nach dem nächsten Fest,

das künde dieser Bote mir:

Wo ging das erste Opfer bin?

wer ist es der es heute bringt?

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

5. Die an drei Sitzen ihr verweilt,

o Götter, dort im Himmelsraum,

Was gilt euch unrecht und was recht?

wo war eur alter Opferguss?

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

6. Wo ist des Rechtes Stütze euch?

und wo das Auge Varuna's?

Wie dringen durch die Bösen wir

auf Arjaman's, des grossen, Pfad?

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

7. Ich bin derselbe, der auch sonst

beim Soma spricht gar manchen Spruch,

Jetzt dringen Sorgen auf mich ein,

wie Wölfe auf ein dürstend Wild.

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

9. Dort wo die sieben Strahlen sind,

da ist verbreitet mein Geschlecht,

Das kennet Trita Aptia,

er spricht für meine Brüderschaft.

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

10. Und die fünf Stiere, welche dort

am grossen Himmels-Nabel stehn,

Vereinigt lenken sie dorthin,

was Göttern zu verkünden ist.

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

11. Es sitzen die geflügelten

dort mitten an des Himmels Dom,

Sie scheuchen von dem Pfad den Wolf,

der durch die schnellen Fluten setzt.

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

12. Preiswürdig ist dies neue Werk,

o Götter, und des Rühmens werth,

Die Flüsse strömen aus das Recht,

und Wahrheit strahlt die Sonne aus.

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

13. Preiswerth ist deine Brüderschaft,

o Agni, mit der Götterschar,

Drum setz dich her nach Menschen Art

und ehr die Götter, kundigster.

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.[106]

14. Gesetzt als Priester, menschengleich,

als kundigster zu Göttern hin,

Macht Agni schön den Opferguss,

der Gott bei Göttern weisheitsvoll.

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

15. Gebete wirket Varuna,

ihn bitten wir, dass Bahn er macht,

Er schliesst das Lied im Herzen auf,

das heil'ge Werk erstehe neu.

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

16. Der Weg, den die Aditja's gehn,

am Himmel rühmenswerth gebahnt,

Den überschreiten Götter nicht,

den schaut ihr nicht, o Sterbliche.

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

17. Als Trita in die Grube fiel,

rief er um Huld die Götter an,

Das hat Brihaspati gehört,

und aus der Enge ihn befreit.

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

18. Der braune Wolf erblickte mich

auf einmal, als des Wegs ich ging;

Er fuhr empor als er mich sah,

wie Zimmerer vor Rippenschmerz;

Bezeugt mir, Erd' und Himmel, das.

(8. 19. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 105-107.
Lizenz:

Buchempfehlung

Diderot, Denis

Die geschwätzigen Kleinode oder die Verräter. (Les Bijoux indiscrets)

Die geschwätzigen Kleinode oder die Verräter. (Les Bijoux indiscrets)

Die frivole Erzählung schildert die skandalösen Bekenntnisse der Damen am Hofe des gelangweilten Sultans Mangogul, der sie mit seinem Zauberring zur unfreiwilligen Preisgabe ihrer Liebesabenteuer nötigt.

180 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon