X, 28. [854.] Gespräch zwischen Indra und dem Dichter.

[315] In Vers 1 scheint der Sänger den Indra als seinen Schwiegervater zu bezeichnen. Der Sinn von V. 4: Auch schwache (wie der Sänger) können grosses ausrichten, wenn sie es geschickt anfangen. Aehnlich bedeutet V. 9, auch das scheinbar unmögliche kann Indra möglich machen und das Werk des Schwachen segnen. V. 8 scheint auf einen unbekannten Mythus hinzudeuten.


1. Ein jeder andre Freund ist ja gekommen,

und nur mein Schwäher ist nicht hergekommen;

Die Körner soll er essen, Soma trinken

und wohlgesättigt wieder heimwärts gehen.

2. Laut brüllend steht der Stier, der scharfgehörnte,

in weitem Umkreis auf der Erde Fläche.

»Den schütze ich in allen Ortsgemeinden,

der mit gepresstem Soma meinen Bauch füllt.«

3. Mit Steinen presst man starke Somatränke,

die dich erfreun, o Indra, trink von ihnen;

Man brät dir Stiere, iss du nun von diesen,

wenn, mächt'ger, du vom Prikscha wirst gerufen.

4. »Beachte wohl dies Wort, o du mein Sänger:

Die Ströme treiben fort gewalt'ges Flössholz,

Den Leu beschleicht von hinten die Hyäne;

aus Höhlen stürzt der Schakal auf den Eber.«

5. Wie soll ich dies dein Wort doch recht verstehen,

ich Thor, des weisen, kräftigen Gedanken?

Der Wahrheit nach verkünd' uns das, du weisst es,

an welchem Ort, o Held, dein Wagen Rast hält.

6. »So preisen ja die Sänger mich, den starken,

den hohen Himmel überragt mein Wagen;

Viel tausend werf' auf einmal ich zu Boden;

denn unbesiegbar zeugte mich der Vater,[315]

7.320 Denn so erzeugten als gewalt'gen starken

die Götter mich, den Stier, bei jedem Werke,

Den Vritra schlug ich lustig mit dem Blitze,

erschloss mit Macht den Kuhstall dem Verehrer.«

8. Die Götter kamen ihre Aexte tragend,

die Bäume fällend mit den Marutstämmen,

Das gute Holz dann in die Thäler setzend;

sie brennen nieder, wo Gestrüpp sich findet.

9.321 »Der Hase frass das Messer, das ihm drohte,

von fern zerschlug den Fels ich mit der Scholle,

Auch Grosse geb' ich in der Kleinen Hände,

das Kalb besiegt den Stier von Kraft durchdrungen.«

10. Der Adler auch verwickelt seine Kralle,

gefangen wie der Löwe in der Falle,

Zurückgehalten wird der durst'ge Büffel

ihm hält der Riemen seinen Fuss gefangen.

11.322 »Ja, denen hält der Riemen ihren Fuss fest,

die schmähn den Priester, welcher Speisen darbringt,

Und selbst die losgebundnen Ochsen fressen,

sogar die Sehnen ihres Körpers kochend.«

12. Die haben schön gewirkt mit ihren Werken,

die sich mit Sprüchen hin zum Soma wandten,

Schenk Güter uns, du, der du wie ein Mensch sprichst,

du hast als Held im Himmel Ruhm erlanget.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 315-316.
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