Wasserstoffsuperoxyd

[922] Wasserstoffsuperoxyd (Oxydirtes od. Oxygenirtes Wasser), H O2, wurde 1818 von Thénard entdeckt. Man stellt es dar, wenn man Baryumsuperoxyd durch wässerige Flußsäure bei möglichst niedriger Temperatur zerlegt; das hierbei sich ausscheidende unlösliche Fluorbaryum wird schnell durch Filtration von der übrigen Flüssigkeit getrennt u. diese unter der Luftpumpe über Schwefelsäure concentrirt; od. man zersetzt Baryumsuperoxyd mit verdünnter Schwefelsäure u. Chlorwasserstoffsäure. Das W. ist eine farb- u. geruchlose Flüssigkeit von herbem, bitterem Geschmacke, welche bei –30° noch nicht gefriert u. ein specifisches Gewicht von 1,452 besitzt. Es zersetzt sich in höherer Temperatur außerordentlich leicht; schon bei +15 braust es unter Entwickelung von Sauerstoff auf, bei 100° explodirt es. Es wirkt bleichend u. macht auf der Haut schon nach wenigen Secunden einen weißen Fleck u. heftigen Schmerz, welche beide aber nach kurzer Zeit wieder vergehen. Das W. scheint mit vielen Säuren feste Verbindungen einzugehen, mindestens ist es in Verbindung mit denselben weniger leicht zersetzbar. So bewirkt ein Tropfen Schwefelsäure, der zu W. gesetzt, wird, welches durch Einwirkung von Platinschwamm unter Aufbrausen in rascher Zersetzung begriffen ist, zugleich eine gänzliche Unterbrechung derselben, während ein Zusatz von Alkalien die Zersetzbarkeit noch steigert.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 922.
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