Zeitungsente

[559] Zeitungsente, eine durch die periodische Presse verbreitete, meist lächerliche Unwahrheit. Der Name rührt daher, daß Norbert Cornelissen, um die lächerlichen Neuigkeiten zu verspotten, welche die Zeitungen bei Mangel an sonstigem Stoff bisweilen zu bringen pflegen, eines Tages über ein interessantes Experiment berichtete, welches mit mehren Enten vorgenommen worden sei, um die Gefräßigkeit dieser Thiere zu beweisen. Zwanzig derselben seien gemeinschaftlich eingesperrt u. eine nach der anderen geschlachtet u. zerhackt worden, um den übrigen als Futter zu dienen. Die erste wurde von den anderen neunzehn sehr schnell verschlungen, dann wieder eine von achtzehn, wieder eine von siebzehn u. sofort bis neunzehn von einer einzigen in verhältnißmäßig sehr kurzer Zeit aufgefressen worden. Diese Anekdote ging durch alle europäische Zeitungen u. war bereits mehre Jahre der Vergessenheit anheimgefallen, als sie plötzlich in einem amerikanischen Blatte wieder auftauchte u. zwar vermehrt mit einem wissenschaftlichen Certificat. Die gröbsten derartigen Unwahrheiten nennt man Tatarenenten (s.d.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 559.
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