Favre

[37] Favre, Louis, Bauunternehmer des großen St. Gotthard-Tunnels zu Chène-Bourg bei Genf 1826 geboren.

F. war nach Beendigung seiner Studien bis 1851 bei den Bauten von Charenton angestellt, unternahm 1852–1853 die Vollendungsarbeiten der Eisenbahn von Montleart nach Dijon, 1854 die Bahnhofbauten von Vaise, 1855 den Bau der Bahn von Augné mit einem Tunnel in Mergelgestein, 1856–1858 Vollendungsbauten an der Eisenbahn Lyon-Genf, worunter die Verlängerung der Tunnel von Crédo mit Ausmauerung während des Betriebs, 1858 ein Los der Oron-Linie (Schweiz) mit den beiden Tunneln von Crandvaux und Carnallaz, 1860 die Vollendung der Linie von Lausanne nach Freiburg (Schweiz) und eine Sektion der Franco-Suisse-Bahn auf französischem Gebiet, 1863 die Eisenbahn von Chagny nach Nevers mit dem 1000 m langen Tunnel von Creuzot, nach 1865 verschiedene größere Bauten in Paris. – Bei der Vergebung des Gotthard-Tunnels siegte F. über sechs Mitbewerber. Er sicherte im Vertrage vom 7. August 1872 eine Bauzeit von 8 Jahren statt 9 der nächstbietenden, sowie einen um 121/2 Millionen günstigeren Baukostenpreis zu. Bei der Ausführung waren beteiligt Professor Colladon in Genf, der am Mont Cenis die Verwendung der Druckluft für den Betrieb der Baumaschinen verbessert hatte, sowie die Ingenieure Stockalper und Bossi. Am 19. Juli 1879 wurde F., als der große Bau des 15 km langen Tunnels seinem Ende nahe war, der Richtstollen auf der Nordseite 7096 m, auf der Südseite 6460 m erreicht hatte, von einem Gang im Tunnel zurückkehrend, durch einen Herzschlag dahingerafft.

Dietler.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 5. Berlin, Wien 1914, S. 37.
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