Splügenbahn

[109] Splügenbahn (Schweiz) bezeichnet den Plan einer Ostalpenbahn, für den die beteiligte Ostschweiz zuerst eingetreten ist und an dem der Kanton Graubünden auch jetzt noch festhält. Die Alpenbahnbestrebungen der Ostschweiz traten als erste mit einem bestimmten Plan in den Vierzigerjahren des verflossenen Jahrhunderts auf und stehen heute noch vor der ungelösten Frage, welchem der Erfolg zuteil werden soll (Greina oder Splügen).

Mitte des neunten Jahrzehnts des vorigen Jahrhunderts begann das Interesse für eine allen Anforderungen einer großen Transitlinie entsprechende S. wieder zu erwachen. Es entstand das Splügenbahnprojekt von Oberingenieur Moser von 1890 mit einem Alpentunnel[109] von 18 km Länge, einem Scheitelpunkt von 1156 m ü.M. und einer Höchstneigung von 26‰.

Im Jahre 1897 fand dann in der Schweiz der Übergang vom Privatbahn- zum Staatsbahnsystem statt (s. Schweizer Eisenbahnen, Bd. VIII). In dem bezüglichen Gesetz wurde die Förderung einer Alpenbahn im Osten der Schweiz neuerdings zugesichert. Dagegen neigten nun die Bundesbahnen in vermehrtem Maße dem Projekt der verbesserten Lukmanierbahn, d.h. der Greinabahn zu, das, vom Kanton Tessin aufgestellt, nun gegenüber dem alten und neuerdings verbesserten Splügenprojekt in den Vordergrund trat.

Die ersten Entwürfe der S. haben später Umgestaltungen und Verbesserungen erhalten. Das Konzessionsprojekt für den Splügen von 1909, verfaßt von dem Erbauer der Pilatus- und Simplonbahn Dr. Locher und Ingenieur Rigoni, weist eine Höchstneigung von 25 und eine Tunnellänge von 24∙29 km auf. Von letzterer fallen 12∙945 km auf schweizerisches und 11∙345 km auf italienisches Gebiet.

Während die Bundesbahnen den Bau der Ostalpenbahnen durch sie beantragen, hat der Bundesbeschluß vom 26. September 1906 bestimmt, daß der Privatbau nicht ausgeschlossen sein solle. Über die der Ausführung zu gründe zu legenden Pläne wird das Parlament auf Grund eines Antrags des Bundesrates zu entscheiden haben.

Die Baukosten der Splügenbahnprojekte sind zwischen 112,554.000 Fr. und 192,000.000 Fr., auf 1 km zwischen 1,208.179 und 2,288.700 Fr. berechnet.

Literatur: Dr. Hans Schmidlin, Die Ostalpenbahnfrage, Zürich 1916, mit ausführlichen Literaturverzeichnissen.

Dietler.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 9. Berlin, Wien 1921, S. 109-110.
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