Thommen

[311] Thommen, Achilles, einer der bedeutendsten Ingenieure aus der Etzelschen Schule und Leiter der Baues der Brennerbahn, geboren am 25. Mai 1832 zu Basel, gestorben am 21. August 1893 zu Wien. Er besuchte nach[311] Beendigung der Gymnasialstudien zunächst durch 11/2 Jahre die Basler Universität, wo er mathematischen und naturwissenschaftlichen Studien oblag. Die in Aussicht stehende Aufnahme von Bahnbauten in der Schweiz veranlaßte T., die Universitätsstudien aufzugeben und 1850–1852 das Karlsruher Polytechnikum zu absolvieren. Anfangs 1853 trat er unter Etzel (s.d.) in den Dienst der schweizerischen Zentralbahn, 1857 in jenen der Franz Joseph-Orientbahn, bei deren Bau er sich hervorragend betätigte. 1861 wurde ihm die ehrenvolle Aufgabe zu teil, die Leitung von Etzels größtem Werk, des Brennerbahnbaues (s.d.) zu übernehmen. Diese großartige und schwierige Aufgabe hat T. im Verein mit den ihm zugeteilten Ingenieuren in der Zeit bis zum 18. August 1867, wo der erste Zug von Innsbruck nach Bozen verkehrte, bewältigt, wiewohl die ungemein schwierigen und z.T. lebensgefährlichen Trassierungs- und die Entwurfsarbeiten 2 Jahre in Anspruch genommen und die Kriegsereignisse eine 4monatliche Baueinstellung zur Folge gehabt hatten.

Im September 1867 bereits folgte T. der Einladung der ungarischen Regierung nach Pest, wo er die Baudirektion organisierte und den Bau der Linien Großwardein-Klausenburg, Losoncz-Kremnitz-Rutka, Karlstadt-Fiume samt Bahnhof und Hafen u.s.w. leitete.

Nebenbei war T. Regierungskommissär für die neu entstandenen Privatbahnen (Alföldbahn, Nordostbahn, Kaschau-Oderberger Bahn, erste Siebenbürger Bahn u.a.m.). Einen großen Teil der Trassen und Profile dieser Bahnen hatte T. festzusetzen, und die Ausführung erfolgte nach den von ihm für das ganze neue ungarische Netz einheitlich aufgestellten Typen.

Infolge der ungeheuren Anstrengung, die mit seiner Tätigkeit in Ungarn verknüpft war, trat T. 1871 zurück und übersiedelte nach Wien, wo er bis zu seinem Tode lebte, von der unmittelbaren Bautätigkeit zwar sich zurückziehend, aber als scharfsinniger Ratgeber in schwierigen eisenbahntechnischen Fragen hoch angesehen und vielfach in Anspruch genommen.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 9. Berlin, Wien 1921, S. 311-312.
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